unterm strich:
Gérard Mortier ist ein gefragter Mann. Seit er im vergangenen Herbst in Salzburg seinen Abschied nahm, hatte er sich zunächst einmal verpflichtet, mit der Ruhr-Triennale ein neues Bühnenfestival für die Region aufzubauen, das 2002 als „Bayreuth des Kohlenpotts“ in seine erste Saison gehen soll. Bereits Ende November wurde bekannt, dass Gérard Mortier daneben im August 2003 auch die Intendanz der Ruhrfestspiele Recklinghausen und damit die Nachfolge des ausscheidenden Ruhrfestspielleiters Hansgünther Heyme übernehmen wird. Und nun ein weiterer Prestige-Job: Voraussichtlich ab 2004 soll Mortier neuer Opernchef in Paris werden. Entsprechende Medienspekulationen wurden am Samstag bestätigt, mit der Nominierung durch die französische Kulturministerin Catherine Tasca wird für diesen Montag gerechnet. In Paris soll Mortier die Nachfolge von Hugues Gall antreten und wahrscheinlich bereits ab 2002 als stellvertretender Direktor einen fließenden Übergang ermöglichen.
Das nennt man wohl Ämterhäufung, was Mortier da betreibt. Doch die Berufung an die Pariser Opéra National, die zu den berühmtesten Opernhäusern der Welt zählt, stellt wohl die eigentliche Krönung seiner Karriere dar. Ab 1981 hatte Mortier als Opernchef in Brüssel Furore gemacht, bevor er 1989 nach Salzburg ging, wo er zwei Jahre später zum künstlerischen Leiter der Festspiele ernannt wurde. Als Nachfolger Herbert von Karajans sorgte Mortier dort für Kontroversen, sowohl durch seine konsequente Hinwendung zum modernen Musiktheater als auch durch seine Konflikte mit Opernstars, Musikern und Kritikern.
Klingt ein bisschen martialisch, der Name, aber dafür geht er meist auch an eher konservative Geister. Der Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung (doppelt hält besser!) in Weimar geht in diesem Jahr, zu gleichen Teilen, an Günter de Bruyn und Wolf Jobst Siedler, beide 75. Sie hätten sie sich „um die Bewahrung des historischen Gedächtnisses Deutschlands verdient gemacht“, begründete Helmut Schmidt als Vorstand der Stiftung die Auszeichnung, die zuvor schon Wolf Biermann und der Kunstmäzen Heinz Berggruen erhalten hatten.
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