piwik no script img

Laster in den Tunnel

Gotthard wird wieder geöffnet. Brandschäden noch nicht behoben. Der Kanton Tessin lehnt die Verantwortung ab

GENF taz ■ Dass der gesperrte Gotthard-Straßentunnel in der Schweiz bereits vor Weihnachten wieder geöffnet werden soll, haben Umweltverbände und der Kanton Tessin heftig kritisiert. Nach der Brandkatastrophe vom 24. Oktober will die Schweizer Nationalregierung die Röhre nicht nur für Pkw freigeben, sondern mit Einschränkungen auch für Lastwagen. Vor zwei Monaten hatte ein Laster einen Unfall verursacht, bei dem elf Menschen starben.

Das Unfallrisiko im Gotthardtunnel sei „weiterhin beängstigend hoch“, erklärte die Kantonsregierung in Bellinzona. Das Tessin lehne jegliche Haftung für künftige Katastrophen ab. Die alleinige Verantwortung liege bei der Nationalregierung, dem Bundesrat, in Bern.

Pkw dürfen bald wieder in beide Richtungen fahren, Laster bis auf weiteres nur im Einbahnverkehr. Außerdem sollen die Lkw untereinander einen Mindestabstand von 150 Metern einhalten. Die Gesamtzahl der Lastwagen, die den Gotthardtunnel täglich passieren, will die Bundesregierung von 5.500 vor der Brandkatastrophe vom 24. Oktober auf maximal 3.700 begrenzen.

Die Tessiner Regierung moniert, dass die Sanierungsarbeiten im Tunnel noch nicht abgeschlossen sind. Bis auf weiteres fehlen an der Unfallstelle auf einer Länge von rund 600 Metern zudem die Wandplatten, die das Tunnelgewölbe sowie die Frischluft- und Kabelschächte schützen. Das Unternehmen, das den Gotthard-Straßentunnel betreibt, hatte in einem Schreiben vom 5. Dezember darauf hingewiesen, dass die unterirdischen Lüftungsschächte bei einem Brand stark gefährdet seien.

Völlig unklar ist, wie die vom Bundesrat geplanten Einschränkungen für den Lastwagenverkehr umgesetzt werden sollen. Die Absicht des Bundesrates, die Zahl der Lastwagen durch verkehrslenkende Maßnahmen erst etwa zwei Kilometer vor den Einfahrten im Norden und Süden des Tunnels auf das geplante Höchstlimit von 3.700 täglich zu reduzieren, halten sowohl die Tessiner Regierung wie der Schweizer Lastwagenverband für unrealistisch.

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub der Schweiz moniert zudem, dass die Schweizer Bundesbahnen (SBB) die nach der Brandkatastrophe vom 24. Oktober eingeführte Autoverladung zwischen Göschenen und Ariolo zum 21. Dezember wieder einstellen. Für diese Autoverladung hatte die SBB für 3,5 Millionen Mark eigens Güterwagen umgebaut, die jetzt mit erheblichen finanziellen Mitteln wieder zurückgebaut werden sollen.

ANDREAS ZUMACH

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen