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Wie streng soll’s denn nun sein?

„Viele Kinder werden heute nicht mehr erzogen. Sie haben keine Manieren. Sie sagen nicht bitte und danke, sie grüßen nicht, und sie schweigen nicht, wenn Erwachsene reden. Elementare Verhaltensweisen – still sitzen, längere Zeit aufmerksam zuhören, sich konzentriert allein beschäftigen, sich in eine Ecke verkriechen und versunken spielen – beherrschen sie nicht mehr.“

aus: „Der Erziehungsnotstand. Wie wir die Zukunft unserer Kinder retten“. Von Petra Gerster und Christian Nürnberger, Rowohlt, Berlin 2001, 283 Seiten, 19,90 € (38,92 DM)

„Kindergarten- und Schulkinder haben nicht nur Konzentrationsstörungen, sie brüllen auch viel. Eine Erziehung, die Kinder mit Freiheiten überfordert (oder, in der Bequemlichkeitsvariante, einfach ohne pädagogische Ambitionen tun lässt, was sie wollen), ist fast sicher geeignet zu verhindern, dass sie reife Persönlichkeiten, Charaktere, werden.“

aus: „Die Erziehungskatastrophe. Kinder brauchen starke Eltern“. Von Susanne Gaschke, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und München 2001, 301 Seiten, 20,35 € (39,80 DM)

„Nach meiner Überzeugung ist Liebe das Allerwichtigste, was wir unseren Kindern geben können. Das Zweitwichtigste ist, ihnen so oft wie möglich mit gutem Beispiel voranzugehen. Liebe und Beispiel sind unbedingt notwendig. Sie reichen aber nicht aus! Sicher ist: Sie kommen nicht darum herum, bestimmte Regeln und Grenzen festzulegen. Auf Regeln und Grenzen muss sich ein Kind auf Dauer verlassen können. Gefühle dagegen sind starken Schwankungen unterworfen.“

aus: „Jedes Kind kann Regeln lernen“. Von Annette Kast-Zahn, Oberstebrink & Partner, Ratingen 1997, 157 Seiten, 15,23 € (29,79 DM)

„So ist es denn unvermeidlich, dass Eltern inkonsequent sein werden. Wie wäre es anders möglich, wenn sich ihre Empfindungen von Tag zu Tag, von Kind zu Kind, von Situation zu Situation ändern? Wenn Eltern versuchten, sich konsequent zu verhalten, könnten sie es nicht wirklich sein. Die traditionelle Mahnung an die Eltern, dass sie unter allen Umständen mit ihren Kindern konsequent sein müssen, übersieht die Tatsache, dass Situationen unterschiedlich sind, Kinder unterschiedlich sind und Vater und Mutter Menschen, die sich voneinander unterscheiden. Außerdem hat dieser Rat die schädliche Wirkung gehabt, Eltern zur Heuchelei zu veranlassen und die Rolle eines Menschen zu spielen, dessen Empfindungen stets die gleichen sind.“

aus: „Familienkonferenz“. Von Thomas Gordon, Heyne Verlag, München 1989 (deutsche Erstausgabe 1972), 365 Seiten, 9,95 € (19,46 DM)

„Die Eltern sollten einsehen, dass ein Kind ein Bündel von Energie ist; es kann nicht still sitzen, es muss laut sprechen, es muss Versuche anstellen, weil seine Neugier grenzenlos ist. Seine Welt ist von jener der Erwachsenen himmelweit entfernt, und das ist der tiefere Grund für viel Aufregung, Zorn und Hass in der Familie. Die verschiedenen Altersstufen vertragen sich nicht. “

aus: „Die Befreiung des Kindes“. Von A. S. Neill et al.; Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1975 (vergriffen)

BARBARA DRIBBUSCH

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