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Kirch warnt Schröder vor den Amis

Erstmals mischte sich Kanzler Gerhard Schröder in die Krise des Medienmoguls Leo Kirch ein. US-Konzern Liberty Media, der auch das TV-Kabelnetz der Telekom kaufen will, gibt indirekt ein Übernahmeangebot ab. Kirch weist zurück

BERLIN dpa/taz ■ Ausgerechnet ein roter Bundeskanzler steht in der Stunde der Not an der Seite von Leo Kirch: Bereits am vergangenen Donnerstag hatte sich Gerhard Schröder mit dem finanziell angeschlagenen Medienmogul getroffen. Dies bestätigte am Samstag ein Regierungssprecher. Über den Inhalt wollte er allerdings nichts sagen. Klar ist lediglich: Kirch steht mit knapp 6 Milliarden Euro (12 Milliarden Mark) in der Kreide. Drei Millarden Mark schuldet Kirch amerikanischen Banken, 1,3 Milliarden der Deutschen, je 900 Millionen der Dresdner und der Hypo-Vereinsbank. Und einige Banken wollen jetzt ihr Geld zurück.

Nach einem Bericht des Spiegel bot der US-Medienmogul John Malone dem Kirchkonzern Unterstützung an. Kirchs Stellvertreter Dieter Hahn wies die Offerte – einem Übernahmeangebot sehr nahe – umgehend zurück. Malone will, wenn das Kartellamt mitspielt, das TV-Kabelnetz der Telekom in 13 Bundesländern für 11 Milliarden Mark übernehmen. Dies kann sich nur rentieren, wenn über die Kabel auch Programme eingespeißt werden – und zwar die von Malones Partner Murdock.

Nach einem Bericht der FAZ soll Kirch beim zweistündigen Kanzlerbesuch Schröder vor dem Einstieg Malones in das deutsche Kabelnetz gewarnt haben. Hahn sagte der FAS, Malone wolle mit Hilfe der Kabelübernahme Kirch aus dem Markt drängen und sich zum Herrscher über eine „ungehinderte direkte Kundenbeziehung“ in Deutschland machen. RENI

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