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Rumsfeld: „Es gibt noch viel zu tun“

Afghanistan am Ende des Ramadan: US-Verteidigungsminister besucht US-Truppen. US-Beauftragter öffnet US-Botschaft. US-Kämpfer verteilen US-Hilfsgüter. Die designierte afghanische Regierung streitet derweil mit der UNO über die Schutztruppe

BAGRAM/KABUL afp/rtr/taz ■ Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges gegen Ussama Bin Laden in Afghanistan ist gestern ein US-Regierungsmitglied in das Land gereist. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld landete gestern auf dem Militärflughafen Bagram 50 Kilometer außerhalb der afghanischen Hauptstadt Kabul und traf unter anderem mit dem designierten Regierungschef Hamid Karsai zusammen. Vor US-Truppen bekräftigte Rumsfeld, ihre Aufgabe sei noch lange nicht erfüllt. „Es gibt noch viel zu tun, und ich will sicherstellen, dass wir uns alle auf der gleichen Wellenlänge befinden“, sagte Rumsfeld.

Rumsfeld versicherte Karsai, die US-Operation richte sich nicht gegen das afghanische Volk. Von Anfang an habe man klar gemacht, dass es um die Bekämpfung des Terrorismus gehe. „Die USA streben keine Gebiete an. Wir waren aus dem einzigen Grund hier, die Terroristen aus dem Land zu jagen und eine Regierung aufzubauen, die den Terroristen keinen Unterschlupf gewährt“, sagte Rumsfeld. Karsai dankte den USA für die Unterstützung im Kampf gegen die Taliban. Erst durch die Unterstützung durch die USA habe sich für die Taliban-Gegner die Gelegenheit eröffnet, auf die sie gewartet hätten.

Auf seiner Reise durch mehrere Kaukasusstaaten hatte Rumsfeld am Samstag Aserbaidschan, Armenien und Georgien besucht. Der Pentagon-Chef wollte über Usbekistan nach Brüssel weiterreisen, wo er an einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister teilnehmen wollte. Auf dem Flug von Georgien nach Afghanistan berichtete Rumsfeld vom Fund „bedeutender“ Dokumente über die Herstellung von Massenvernichtungswaffen durch al-Qaida. US-Sondereinheiten hätten die Pläne in den so genannten Tarnak-Farmen bei Kandahar entdeckt. Während Rumsfeld Bagram nicht verlassen sollte, reiste der US-Sonderbeauftragte für Afghanistan und zukünftige Botschafter James Dobbins nach Kabul, wo er heute das Hissen der US-Flagge auf dem Botschaftsgebäude mit ansehen will.

Vor Rumsfelds Besuch in Bagram war eine britische Militärdelegation auf dem Flughafen angekommen, um mit Vertretern aus den USA und Italien Gespräche mit afghanischen Politikern über die vorgesehene Entsendung einer UN-mandatierten Schutztruppe zu führen. Großbritannien ist für das Kommando der Truppe vorgesehen.

Die designierte afghanische Interimsregierung steht dieser Truppe allerdings weiterhin zurückhaltend gegenüber. Die afghanische Interimsregierung stimmte zwar in einem Brief an den Weltsicherheitsrat der Stationierung einer multinationalen Friedenstruppe zu. Der designierte Außenminister Abdullah Abdullah erklärte aber, Kabul müsse Zusammensetzung, Umfang der Truppe und die Aufenthaltsdauer billigen. Aussagen entsendungswilliger Länder über den Umfang ihrer Truppenbeteiligung werden in diesen Tagen erwartet. Die in Berlin für Dienstag erwartete Entscheidung des UN-Sicherheitsrats über ein Mandat für die Truppe steht allerdings nach wie vor nicht auf der Tagesordnung des Rats, wo für den Dienstag eine öffentliche Debatte über Westafrika angesetzt ist.

Während die Kämpfe abflauen, wenden sich unterbeschäftigte Mitglieder der US Special Forces neuen Tätigkeitsfeldern zu. Auf dem Flughafen Bamiyan im Zentrum Afghanistans nehmen sie zusammen mit britischen Soldaten humanitäre Hilfslieferungen entgegen und koordinieren Abwürfe von Hilfsgütern. Nach UN-Angaben sind in der letzten Woche 14.000 Kriegsflüchtlinge nach Afghanistan zurückgekehrt, darunter 7.600 aus Iran und 7.000 aus dem Südwesten Pakistans. UN-Hilfswerke berichten aus verschiedenen Landesteilen von schweren Schneefällen und Bemühungen, die Hilfslieferungen auszuweiten.

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