: Aufstrich für die Streicher
■ Mit einem Fünfjahresplan sichert sich Bremen den Werbeträger „Deutsche Kammerphilharmonie Bremen“
Mit fotografischer Dokumentation im Rahmen einer Pressekonferenz haben Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und Bremens Kultursenator Kuno Böse einen neuen „Rahmenvertrag“ unterzeichnet. Für die fünf Jahre zwischen 2002 und 2006 garantiert danach die Stadt der Kammerphilharmonie insgesamt 2,8 Millionen Mark pro Jahr als „Sockelfinanzierung“.
Im laufenden Jahr 2001 hatte sie diese Erhöhung um eine Million Mark erstmals außer der Reihe bekommen. „Das passt sehr gut in mein Konzept“, freute sich der Kultursenator trotz aller bremischen Verpflichtungen zum Sparen. Denn das private Orchester sei ein „Botschafter“ Bremens weit über die deutschen Grenzen hinaus, ein „Abbau“ über Kürzungen wäre „geradezu Standortverschlechterung“.
Fast die Hälfte - 1,2 Millionen Mark pro Jahr - kommen aus dem Kultur-Topf des Wirtschaftssenators, die Kammerphilharmonie wird also als Maßnahme der „Wirtschaftsförderung“ anerkannt. „Daher legen wir auch sehr großen Wert auf das 'Bremen' im Namen der Kammerphilharmonie“, erklärte Böse.
Die 2,8 Millionen Mark machen etwa 40 Prozent des erforderlichen Etats aus, von Sponsoren (“Jacobs“/KraftFoods, Sparkasse und anderen) und über Eintritte muss das Orchester den Rest verdienen. Das zusätzliche Geld brauchte das Orchester teilweise auch, um alte Schulden abzubezahlen.
In dem neuen Rahmenvertrag sind die umfangreichen Verpflichtungen wieder aufgelistet: Acht Konzerte pro Saison in der Glocke, auch die Teilnahme am Musikfest ist vertraglich vereinbart. 400.000 Mark steuert der Bildungssenator zum Etat der Kammerphilharmonie bei, weil das Orchester mit der Abteilung Musik der Hochschule der Künste kooperiert.
Musikstudenten können an im Sinne von „substituten Stellen“ aktiv an Proben und Konzerten teilnehmen und haben so die Chance, besondere praktische Erfahrungen zu machen. Im pädagogischen Bereich ist die Kammerphilharmonie beim „Response“-Projekt in den Bremer Schulen dabei und bietet u.a. eine „Lehrerakademie“ an. Derzeit spielt sie die Musik ein für den Blaumeier-Film „Siehste“. Neu im Vertrag auf Wunsch der Kammerphilharmonie: die Kooperation mit der International University Bremen (IUB).
„Wie schon in den Vorjahren kann die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ihre Botschafterfunktion im Interesse Bremens weiterhin wahrnehmen“, freute sich gestern Kultursenator Böse. Der Zuspruch und die große Resonanz seitens des Bremer und des auswärtigen Publikums rechtfertigen für Böse die „Sonderstellung des Orchesters innerhalb des Gesamtrahmens der Kulturförderung“.
Der Geschäftsführer der Kammerphilharmonie, der Kontrabassist Albert Schmitt, betonte bei der Vertragsunterzeichnung, die Erhöhung des Sockelbetrages sei „seit langem nötig“ gewesen. Das Orchester brauchte das Geld zur „Entschuldung und finanziellen Konsolidierung“.
Nun will die Kammerphilharmonie den bis Oktober 2002 laufenden Vertrag mit dem erfolgreichen Dirigenten Daniel Harding, der sich 1999 dem Orchester verpflichtet hatte, verlängern.
Klaus Wolschner
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