amerika im krieg: neuauflage eines klassikers

Der Waliser Philip Jones Griffiths war ein im Algerienkrieg erprobter 30-jähriger Fotoreporter, als er 1966 nach Vietnam kam. Zwölf Jahre zuvor waren hier die USA Frankreich zu Hilfe gekommen, „in einer der unamerikanischsten Angelegenheiten, die man sich denken kann, einem Kolonialkrieg“. Frankreich zog seine Armee ab. Amerika blieb, und bei Griffiths’ Ankunft war aus dem Kolonialkrieg eine Art Kolonialwarenkrieg geworden. Freilich mit umgekehrten Vorzeichen: „Die Amerikaner kamen nicht, um zu nehmen, sondern um zu geben.“ Nur, was sie gaben, das wollten die Vietnamesen nicht haben. Teilweise gefiel ihnen die andere Marke sogar besser. „Die andere Marke Kommunismus“ ließ nämlich ihre dörfliche Sozialstruktur weitgehend intakt. Die Amerikaner dagegen, wie auf dem abgebildeten Foto zu sehen, evakuierten die Dorfbevölkerung in Auffanglager und brannten die Dörfer nieder – um sie vor dem Vietcong zu schützen. 1971 publizierte Philip Jones Griffiths „Vietnam Inc.“. Der Bildband hatte entscheidenden Einfluss auf die desaströse öffentliche Wahrnehmung des Vietnamkrieges in den USA und war in kürzester Zeit vergriffen. Die New York Times lobte, dass Griffiths’ Fotografien und seine informierten, ironischen Kommentare „dem am nächsten kommen, was man sich unter der definitiven fotojournalistischen Kriegsreportage vorzustellen hat“. Nach genau 30 Jahren erscheint der Klassiker neu, unter Wahrung des originalen Layouts und der Kommentare: Philip Jones Griffiths, „Vietnam Inc.“, Phaidon Verlag, Berlin 2001, 39,88 € Wbg