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Zahl der Drogentoten gesunken

Weniger Tote in diesem Jahr, doch keine Trendwende in Sicht. Heroinmodellprojekt für Schwerstabhängige angelaufen. Im Internet, in Schulen und Kommunen werden Präventionsmaßnahmen gegen Alkohol- und Tabakmissbrauch verstärkt

aus Berlin CHRISTIAN JAKOB

Die Zahl der Drogentoten ist im Jahr 2001 deutlich gesunken. In den ersten elf Monaten des Jahres seien 1.552 Menschen am Drogenkonsum gestorben, das sind 132 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Diese Zahlen veröffentlichte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marion Caspers-Merk gestern auf ihrer Jahrespressekonferenz in Berlin.

Die Tatsache, dass die Anzahl der Drogentodesfälle um 7,8 Prozent zurückgegangen ist, bezeichnete Caspers-Merk als „Stabilisierung“ der Lage. Eine generelle Trendwende sei allerdings noch nicht erkennbar. Die Gründe für die gesunkenen Todesfälle liegen nach Auffassung der Drogenbeauftragten vor allem an den eingerichteten Drogenkonsumräumen sowie an der verbesserten Notfallhilfe.

Neben der stark gefallenen Zahl bei den Todesfällen in Folge von illegalem Drogenkonsum widmete sich Caspers-Merk in ihrem Bericht vor allem den legalen Drogen. Schätzungen zufolge seien 100.000 Tote in Folge von Nikotin- und 40.000 Tote in Folge von Alkoholmissbrauch zu beklagen. Jeder vierte Jugendliche unter 25 Jahren, der in Deutschland stirbt, sei Opfer eines alkoholbedingten Verkehrsunfalls, so Caspers-Merk. Bei jedem fünften Patienten im Krankenhaus und jedem zehnten bei Ärzten lägen Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit vor.

Um die Probleme mit legalen und illegalen Drogen zu bekämpfen, seien bereits einige Maßnahmen eingeleitet worden. Dazu zähle ein gerade angelaufenes Heroinmodellprojekt, bei dem im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie Schwerstabhängigen versuchsweise injizierbares Heroin als Medikament verabreicht werden soll. Ziel des Projektes sei der Ausstieg aus der Sucht und die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. Derzeit gibt es 120.000 Heroinabhängige in Deutschland.

Zur Bekämpfung von Alkoholmissbrauch wurde ein „Leitfaden“ für Ärzte für deren Umgang mit alkoholabhängigen Patienten entwickelt, der seit einer Woche auf dem Markt ist. Weitere Maßnahmen befassen sich primär mit Suchtprävention. Dazu zählen nach den Worten von Caspers-Merk ein Internetprojekt sowie Schulprojekte gegen das Rauchen und ein im Oktober gestarteter Wettberwerb mit dem Titel „Vorbildliche Strategien der kommunalen Suchtprävention“. Ferner führe man Gespräche mit der Tabakindustrie über einen „Fonds zur Prävention des Tabakkonsums Jugendlicher“.

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