: Wo zu viel Stahl gehärtet wird
Um USA von Einfuhrzöllen abzuhalten, bietet EU-Handelskommissar Reduktion an
BERLIN taz ■ Im Streit um den Handel mit Stahl haben sich die Kontrahenten gestern etwas angenähert. Die Europäische Union hat den USA das Angebot gemacht, die Stahlproduktion für kommendes Jahr um 13 Millionen Tonnen Rohstahl und 16 Millionen Tonnen Fertigprodukte zu reduzieren.
Die Verhandlung in Paris war anberaumt worden, weil die Konzerne weltweit viel mehr Stahl herstellen als gebraucht wird. Im Jahr 2000 betrug der Überhang 40 Millionen Tonnen bei einer Gesamtproduktion von 840 Millionen Tonnen. Dieses Missverhältnis drückt auf die Preise, die Rezession etwa in den USA tut ein Übriges.
Vor diesem Hintergrund hat die International Trade Commission in den USA der Regierung empfohlen, den Import von Stahl unter anderem aus Europa zu beschränken. Schutzzölle von bis zu 40 Prozent könnten bald drei Viertel der EU-Importe nach Amerika betreffen. Als Reaktion hat EU-Handelskommissar Pascal Lamy ein formelles Beschwerdeverfahren bei der Welthandelsorganisation WTO angekündigt. Außerdem behält sich die EU vor, selbst Einfuhrzölle zu erheben. Darunter würden dann aber weniger die USA leiden, denn deren Importe nach Europa halten sich in Grenzen.
Die US-Stahlindustrie ist in herben Schwierigkeiten. 28 Konzerne haben mittlerweile Konkurs angemeldet. Der Absatz sinkt. Die Branche ist gekennzeichnet durch zu große Kapazitäten und teilweise zu hohe Produktionskosten. Die Schließung und Fusion von Unternehmen steht an. In Europa ist dieser Prozess in den vergangenen Jahren vorangekommen. Hier gibt es nur noch sechs transnationale Konzerne, die zwei Drittel des Stahls liefern. In den USA sind es zwölf. HANNES KOCH
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