: Wasser marsch am Weserwehr
■ Der Bau des Weserkraftwerks rückt einen Schritt näher: Die Wasserrechtsfrage ist geklärt. Doch über das weitere Vorgehen herrscht weiter Planlosigkeit im Umweltsenat
Ersatzlos hat die swb AG jetzt auf ihre alten Rechte zur Nutzung der Wasserkraft am Bremer Weserwehr verzichtet. Damit ist der Weg für die Vergabe der Wasserrechte an andere Kraftwerksbauer frei. „Das ist unser Beitrag zum Bau des Wasserkraftwerks“, erklärt swb-Sprecherin Marlene Odenbach.
Fachleute hatten allerdings ohnehin bezweifelt, ob die alten Rechte der swb noch gültig seien, nachdem das Unternehmen am Wehr über zehn Jahre lang kein Kraftwerk gebaut hatte. „Wenn man sich nicht geeinigt hätte, dann hätte man sich vor Gericht streiten können“, sagt Holger Bruns, Sprecher im Umweltressort.
Die swb hatte die Stromerzeugung am Hemelinger Stauwehr stets als unwirtschaftlich bezeichnet. Doch weil der Gesetzgeber inzwischen einen Mindestpreis für umweltfreundlich erzeugten Strom garantiert, haben sich bereits vier private Firmenkonsortien um den Bau des Kraftwerks beworben: Eine Gruppe um die Bremer Tandem GmbH des Ex-Viertel-Bürgermeisters Hucky Heck und den grünen Stromversorger Greenpeace Energy, die BremerBlaueEnergie (BBE), hinter der federführend die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Niedersachsen und Schleswig-Holstein steht, sowie zwei weitere Unternehmen. Je nach Variante könnte das neue Kraftwerk zwischen 9.000 (Heck) und 17.000 (BBE) Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen.
Die Pläne der Investoren, so Bruns, seien alle „von sehr guter Qualität“ und würden den Bremer Haushalt mit keinem Pfennig belasten. Das habe die bisherige Prüfung durch die Fachbehörden ergeben. Allerdings liegen den eingereichten Vorschlägen zwei grundsätzlich verschiedene Konzepte zugrunde: Während drei BewerberInnen das Wasserkraftwerk neben dem Stauwehr auf der rechten Uferseite errichten wollen, sehen die BBE-Pläne eine Kette von insgesamt 42 Turbinen vor, die an das bestehende Wehr „angehängt“ werden sollen. Die kleinen Einheiten, preist Planer Klaus Beckschewe das BBE-Konzept, seien nicht nur günstig und wartungsfreundlich, sondern auch „unsichtbar in das Wehr zu integrieren“.
Eine schnelle Entscheidung für eine der vier BewerberInnen ist nicht in Sicht: Das Auswahlverfahren selbst ist ebenso wie die Kriterien, nach denen entschieden werden soll, nach wie vor völlig ungeklärt. Fest steht lediglich, dass das Wasser- und Schifffahrtsamt an der Entscheidung beteiligt wird. Ein „verbindlicher Zeitplan“ hingegen, so heißt es in der Vorlage zur heutigen Sitzung der Umweltdeputation lapidar, könne „noch nicht vorgelegt werden“. hoi
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