: weibliche rente
Die Frauen sind skeptisch
Alarmierende Studien fluten die Medien. Jede zweite Frau in Deutschland fühlt sich nicht genügend für das Alter abgesichert, ergab eine Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Und 44 Prozent der Frauen haben sich mit dem Thema noch nicht ausreichend beschäftigt. Viele Arbeitnehmerinnen haben Schwierigkeiten, die Angebote der Altersvorsorge zu verstehen – und wissen deshalb nicht, was sie tun sollen.
Au weia. Dunkel erinnert man sich der Zahlen aus dem Frauenministerium. Unterbrochene Erwerbsbiografie, Kinderpause, Halbtagsjob: Die gesetzliche Rente von Frauen dümpelt im Schnitt irgendwo bei 800 Mark herum – und jetzt sind sie auch noch zu blöd für die neuen Formen der privaten Vorsorge. 38 Prozent der Frauen verlassen sich auf die Rente ihres Partners. Wie kann man nur – wo doch jede dritte Ehe geschieden wird! Deshalb meinen jetzt Arbeitsminister Riester und Frauenministerin Bergmann, die Damen mit einer Kampagne zur Privatvorsorge überreden zu müssen.
Das wird nicht viel nutzen. Ganz zu recht blicken die Damen skeptisch: Wer Kinder erzieht, kann weniger für eine private Versicherung zurücklegen. Bei der gesetzlichen Rentenkasse werden Erziehungszeiten dagegen anerkannt. Zudem bekommen Frauen für gleiche Beiträge bei den Privaten weniger monatliche Rente als Männer, weil sie insgesamt länger leben – und daher auch länger Rente beziehen. Das ist bei der gesetzlichen Rente ebenfalls anders. Kein Wunder, dass die Ladies skeptisch gucken.
Skeptisch, aber nicht dämlich – auch wenn die Studien das glauben machen. Trotz ihrer Abneigung gegen komplizierte Finanzprodukte sorgen Frauen sehr wohl privat vor, und zwar genauso wie Männer. 69 Prozent der Frauen haben bereits eine Privatvorsorge und gleichen so die Lücke in der gesetzlichen Rente aus. Bei den Männern liegt die Quote bei 70 Prozent.
Es mag Frauen finanziell schwerer fallen, sie mögen die Privatvorsorge kompliziert und unsympathisch finden – aber sie nutzen sie, ob mit oder ohne Riester. Dass sich so viele Frauen auf die Rente ihres Ehegatten verlassen, ändert daran nichts. Denn die Männer machen es umgekehrt genauso, ergab die DIA-Studie. HEIDE OESTREICH
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