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Unerwünschte Waisenknaben

■ Beachvolleyball: Zwischen Politik, Kommerz und Olympia wird ordentlich gebaggert

Für Frank Mackerodt gibt es keinen Grund seinen Urlaub nicht zu genießen. Der Geschäftsführer der Hamburger Vermarktungsagentur MNP hat sich mit seiner Sportart Beachvolleyball über die Jahre erfolgreich auf dem Markt behauptet und sich auch bei den Schwierigkeiten um den Hamburger Austragungsort für kommendes Jahr aussichtsreich zwischen den Stühlen positioniert.

Im Streit zwischen dem Bezirksamt Hamburg-Mitte und MNP um die Austragung des Beachvolleyball-Masters auf dem Rathausmarkt, gibt sich Mackerodt inzwischen entspannt: „Wir gehen davon aus, dass der Termin 19. Juli bis 21. Juli nun steht.“ Das Bezirksamt Mitte hingegen will erst „im Februar endgültig darüber entscheiden“ (Rainer König), ob auf dem Rathausmarkt gebaggert werden darf. „Sollten wir im Juli nicht auf dem Rathausmarkt spielen dürfen, können wir wegen des Domaufbaus auch nicht auf das Heiligengeistfeld ausweichen“, sagt Mackerodt. Dort wurde in den vergangenen Jahren nicht wirklich lukrativ im Sand gebuddelt. Denn das für Beachvolleyball so wichtige Laufpublikum verkehrt tagsüber kaum auf dem Heiligengeistfeld. Daher rührt Mackerodts Interesse, auf dem lukrativeren Rathausmarkt zu spielen. Ein Einverständnis seitens der Politik folgte bereits im Februar durch eine einmütige Senatsentscheidung. Dabei hatten die Volksvetreter allerdings die Hartnäckigkeit des Bezirksamts außer Acht gelassen. „Das ist nur eine Empfehlung gewesen, aber Entscheiden kann das nur das Bezirksamt“, erklärt Rainer König vom Bezirksamt Mitte.

Dort werden Veranstaltungen nach einer Prioritätenliste koordiniert und terminiert. Danach kommen Politik- und Kulturveranstaltungen vor Sportevents. Erst dann dürfen Märkte, Stadt- und Volksfeste stattfinden, die nicht länger als zehn Tage andauern dürfen. Das Stuttgarter Weindorf, welches vom 27. Juni bis 13. Juli stattfinden soll, würde 17 Tage dauern und den Rathausmarkt nicht rechtzeitig für den Auf- und Abbau der Beachvolleyballanlagen zur Verfügung stellen. Doch Mackerodt wäre kein guter Vermarkter, wenn er nicht Hamburgs Bewerbung für die Olympischen Spiele zu seinen Guns-ten nutzen würde. „Wenn Hamburg Olympia wirklich will, müssen die Behörden eine andere Einstellung zum Sport finden“, ließ sich Ma-ckerodt im Abendblatt zitieren, um anschließend einzugestehen, „dass es so zu hoch gehängt worden ist.“

Dennoch wünscht sich der MNP-Chef auch für Hamburg Berliner Verhältnisse. Dort werden jährlich 150.000 Mark für die Durchführung eines Turniers der Beachvolleyball-Weltserie bereitgestellt und im Fall eines Zuschlages für die Weltmeisterschaft 2005 in Deutschland „mit einer siebenstelligen Summe um die Ausrichtung gebuhlt.“ Wowereit und Gysi, bitte sparen sie. Oke Göttlich

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