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Teure Hausaufgaben

■ Bad Schwartau sucht Sponsoren und Spieler für Hamburg

Aus sportlicher Sicht ist die Lage des Handball-Bundesligisten SG VfL Bad Schwartau unersprießlich. Dazu gesellen sich seit Jahren auch finanzielle Nöte. Gut, dass für viele Beteiligte ein Schuldiger feststeht: Die Lübecker Hansehalle, deren Fassungsvermögen von 2800 Zuschauern kein vernünftiges Wirtschaften zulasse. Noch besser, dass in Form der Color Line Arena, die der finnische Investor Harry Harkimo am Volkspark errichten lässt, Hoffnung naht. Damit, so hoffen die Macher des Clubs, öffnen sich auch die Türen zum großen Geld für den Handball-Bundesligisten. Denn die SG und ihre Hamburger Verbündeten haben nach den Worten von Vereinsmäzen Winfried Klimek „sechs bis acht große Sponsoren“ geortet.

Mit der D+J Arena Hamburg GmbH hilft auch die Betreibergesellschaft der großen Halle bei der Sponsorensuche. So rechnet Arena-Pressesprecher Wolfgang Raike stark mit einem Engagement der Holsten-Brauerei, was nahe liegt, ist doch Holsten gleichzeitig Partner der Arena. Doch Holsten-Pressesprecher Udo Franke dementiert ein Engagement. Ein mögliches Sponsoring werde „nicht morgen oder übermorgen entschieden“. Auf den Geldsegen und damit verknüpfte sportliche Erfolge scheinen die Bald-Hamburger noch warten zu müssen. Vielleicht auch die Betreiber der Arena selbst.

Dass der kommerzielle Erfolg der Halle auch vom Handball abhängt, bestreitet D+J Arena-Sprecher Raike und verweist auf etliche Terminanfragen zur Hallennutzung. Doch Handball-Mäzen Klimek sieht das anders: Die Halle braucht den Verein, „Rocckonzerte allein reichen nicht“. Auf diese Erkenntnis deutet auch die zweigleisige Planung hin, die die Sponsor Service GmbH betrieben hatte. Die Firma vermarktet die Mehrzweckhalle. Mit durchschnittlich 6000 Zuschauern pro Schwartau-Spiel kalkuliert Thiele, der bei der Firma für die Vermarktung des Handballs zuständig ist. Seine Prognosen sind optimistisch: Ein Potenzial von 100.000 Handballfans sieht Thiele in Hamburg. Sollte es mit erstklassigem Handball nichts werden, liegt ein zweiter Plan in der Schublade, um die Arena mit Zuschauern zu füllen.

Konkreter sind da die Pläne, des Neu-Hamburger Handballvereins. Ab 1. Juli 2002 wir die Spielgemeinschaft als „SG HSV“ antreten und eine Geschäftsstelle in der Arena beziehen. Die Eingliederung in den HSV kostet die SG allerdings 100.000 Mark Nutzungsgeld, die dem HSV überwiesen wurde.

Um die Hamburger mit Handball in die Mehrzweckhalle zu locken, braucht die SG mehr Stars. Die Verantwortlichen der SG scheinen diese Vorgabe in die Tat umsetzen zu wollen, weshalb der Weltklassespieler Jackson Richardson nicht zufällig als Neuzugang gehandelt wird. Vielleicht sind die ganzen Richardson-Gerüchte auch kleine Nebelkerzen, um von eher realisierbaren Transfer-aktivitäten abzulenken. Mäzen Klimek hat denn auch „etwa 30 Spieler“ identifiziert, die zum Verein passen. Das wird ein teures Unterfangen. Eins scheint klar: Hallenerbauer Harkimo wird kein Geld in den Verein stecken. „Das ist Hausaufgabe des Vereins“, sagt SG-Geschäftsführer Knüppel. Ein Nachsitzen ist dabei nicht drin. Und der Lübecker Hansehalle könnte die Schuld auch nicht angedichtet werden. Markus Vogt

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