DIE PLÜNDERUNGEN IN ARGENTINIEN SIND MEHR ALS EINE ARMUTSREVOLTE: Opfer des Neoliberalismus
Die Plünderungen in Argentinien sind sie die logische Folge dessen, was in Argentinien seit zehn Jahren geschieht. Mit Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde der argentinische Staat umgebaut: Von einem korporatistischen Dritte-Welt-Land zu einem Wettbewerbsstaat. Die neoliberalen Reformen waren weit mehr als ein Stabilisierungsprogramm – sie waren ein Systemwechsel, bei dem der Staat, der in die Wirtschaft eingreift, als Kern des Problems betrachtet wurde.
Fortan lenkte die blinde Ideologie des freien Marktes alles: Die Arbeitsverhältnisse wurden flexibilisiert und viele Argentinier der Mittelschicht stürzten ab. Ihren Lebensunterhalt mussten sie ab sofort als Tagelöhner bestreiten, ohne jegliche soziale Absicherung. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Situation explodieren würde. Dies geschieht in einem Moment, in dem es den Armen in Argentinien immer schlechter geht. Die Rezession und die Sparprogramme haben diejenigen am härtesten getroffen, die von den Almosen der Reichen leben. Es ist ihre Frustration, die sich entladen hat – und sie entlädt sich nicht in einer Revolte, bei der sauber zwischen Gut und Böse unterschieden wird. Sondern im Kampf aller gegen alle.
Seit 1998 versucht Argentinien seinen Verpflichtungen gegenüber nationalen wie internationalen Gläubigern nachzukommen. Für Sozialpolitik oder wirksame Konjunkturprogramme bleibt kein Geld mehr. Wenn sich hieran nichts ändert, waren die Plünderungen möglicherweise nur ein Vorgeschmack dessen, was auf das Land zukommen wird, wenn es so weitergeht wie bisher.
INGO MALCHER
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