Bank gerettet, Kunden geflüchtet

Obwohl die Übernahme der Ökobank durch die GLS-Bank nur noch Formsache ist, droht dem alternativen Geldinstitut die Luft auszugehen. Anleger ziehen ihr Geld ab, Mitarbeiter suchen sich andere Arbeitsplätze

BOCHUM taz ■ Die Lage der Frankfurter Ökobank spitzt sich zu. Obwohl die Übernahme der Bank durch die anthroposophisch orientierte Bochumer GLS-Bank seit Ende November beschlossene Sache ist, drohen ihr Kunden und Mitarbeiter abhanden zu kommen. „Die Kunden werden seit zwei Jahren hingehalten“, schimpft einer der fünf Betriebsräte der Ökobank.

Die Kunden seien von Anfang an durch widersprüchliche Meldungen verunsichert worden. Allein in diesem Jahr habe die Bank insgesamt etwa 50 Millionen Mark verloren, weil viele Kunden wegen der unsicheren Zukunft der Bank ihre Spar- und Girokonten auflösten. Die Kunden wandern allerdings auch deshalb ab, weil sie ihre weltanschaulichen Ziele, die sie mit der Geldanlage verbanden, in der gestrandeten Bank nicht mehr verwirklicht sehen.

Als die älteste deutsche Alternativbank 1999 wegen mehrere geplatzter Großkredite unter anderem an Windkraftfirmen in die Krise geriet, hieß es zunächst, eine Fusion mit der GLS-Bank würde die Ökobank retten. Die Gespräche platzten jedoch und die Ökobank wollte zunächst doch noch allein weitermachen. Im diesem Jahr kam das endgültige Aus, die auf Sanierungen spezialisierte Bankaktiengesellschaft (BAG) in Hamm übernahm die Geschäfte.

Auch die Mitarbeiter verlassen die Ökobank. „Wenn noch mehr kündigen, können wir das Geschäft nicht mehr aufrecht erhalten“, sagt der Betriebsrat, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen will. Das Servicecenter könne nur durch interne Umbesetzungen notdürftig betrieben werden, in der Vermögensberatung arbeite ab Januar nur noch eine Teilzeitkraft, die beiden Mitarbeiter des Rechnungswesen verließen zum Ende des Jahres die Ökobank. „Auf dem Arbeitsmarkt finden Sie aufgrund der Situation niemanden, der den Job machen will.“

Die Mitarbeiter werden durch die unsicheren Zukunftsaussichten demotiviert, bestätigt ein Sprecher der ehemaligen Ökobankgenossenschaft Ökogeno. Die GLS-Bank wollte sich dazu nicht äußern. BAG-Vorstand Udo Wittler bezeichnete die Berichte über vermehrte Kontenkündigungen und Personalmangel als „wilde Gerüchte“.

Der Betriebsrat aber macht der BAG schwere Vorwürfe. Die Sanierer aus Hamm hätten bis heute kein Konzept vorgelegt, wie der geplante Stellenabbau bei der Ökobank sozialverträglich gestaltet werden soll.

Heute soll das Arbeitsgericht Frankfurt deshalb eine Einigungsstelle bestimmen, die zwischen dem Ökobank-Betriebsrat und der BAG-Geschäftsführung vermitteln kann. Auch auf einen rechtskräftigen Vertrag, der die Übernahme durch die GLS-Bank besiegelt, warten die Frankfurter Banker noch. Bis Ende des Jahres werde der Kooperationsvertrag unterschrieben sein, die offenen Detailfragen seien unproblematisch, betont Christof Lützel, Sprecher der Bochumer GLS-Bank.

Der Betriebsrat ist skeptisch: Sicherheit biete nur ein Ausgliederungsvertrag. Einen Kooperationsvertrag habe die GLS-Bank schon vor zwei Jahren mit der Ökobank geschlossen und sei dann davon zurückgetreten.

NADIA LEIHS