: Ruanda zählt seine Toten
Regierung beziffert die Völkermordopfer mit über einer Million, die Hälfte davon Kinder
KIGALI afp/taz ■ 1.074.017 Menschen starben beim ruandischen Genozid. Dies ist die offizielle Opferzahl, die Ruandas Regierung jetzt vorlegte. Die Zahl bezieht sich nicht nur auf April bis Juni 1994, als Hutu-Milizen und Armee in Ruanda die Tutsi-Minderheit des Landes auszulöschen versuchten, sondern auf alle Toten zwischen dem 1. Oktober 1990 – Datum des Ausbruchs des Bürgerkriegs zwischen Ruandas einstiger Hutu-Regierung und der heute herrschenden einstigen Tutsi-Guerilla – und Ende 1994. Die Befrager ermittelten namentlich 951.018 Opfer.
Die dürren Zahlen, die Sozialministerin Odette Nyiramirimo vorlegte, sprechen für sich. 97,3 Prozent der Opfer waren Tutsi. 56 Prozent waren männlichen Geschlechts. 50,1 Prozent waren Kinder. 37,9 Prozent wurden mit Macheten umgebracht, 16,8 Prozent mit Keulen erschlagen, 14,8 Prozent erschossen, acht Prozent zu Tode geprügelt, vier Prozent in Latrinen ertränkt. Die anderen wurden lebendig verbrannt, bei lebendigem Leib in Stücke gerissen, aufgehängt, zu Tode vergewaltigt, zum Selbstmord gezwungen oder überfahren.
Die Studie ist Teil der laufenden Volkszählung, die 2002 abgeschlossen werden soll. Bei der letzten Schätzung 1996 hatte die Regierung Ruandas Einwohnerzahl mit 7,6 Millionen beziffert.D.J.
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