Krause-Bauten werden saniert

■ 200 Millionen Mark sollen in den nächsten fünf Jahren in die maroden Bauten in Tenever investiert werden / Gewoba legt Börsengang auf Eis

Die letzte der vier Gläubigerbanken ist überzeugt, Jahre der Verlotterung in Osterholz-Tenever scheinen bald der Vergangenheit anzugehören: „Insgesamt werden wir ab nächstem Jahr 200 Millionen Mark in die Krause-Bauten stecken“, sagte Gewoba-Vorstand Klaus Stadler gestern bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2001.

Bis 2007 dürften die Sanierungsarbeiten dauern, kündigte Stadler an: „Dann ist Tenever wieder ein lebenswerter Stadtteil.“ Seit der Hannoveraner Besitzer Lothar Krause pleite ging, verfallen die Hochhäuser im Osten Bremens zusehends: Jetzt wird dort zwangsverwaltet – und deshalb nur noch das Nötigste repariert.

Schuld am Stillstand in Tenever war die Blockadepolitik der Rhein-Boden-Bank, eine der vier Gläubigerbanken. Die Rhein-Boden hatte sich geweigert, die Wohnblöcke für 500 Mark pro Quadratmeter zu verkaufen – und so die Sanierung verzögert.

Von den 1.419 Wohnungen im einstigen „Demonstrativ-Bauvorhaben“ Tenever stehen derzeit wegen des schlechten Zustands über 40 Prozent leer. Zur Sanierung soll jetzt eine Projektgesellschaft gegründet werden, der neben der Gewoba die Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) sowie die Hochtief Construction angehören.

Gewoba-Vorstand Stadler hofft bei der Sanierung auf massive staatliche Hilfe: „Wir rechnen mit 50 Millionen Mark Fördermitteln.“ Damit sollen unter anderem die Asbest-Sanierung und der Abriss einiger Gebäude finanziert werden.

Ein Teil des Geldes wird aus Berlin kommen. Tenever soll nämlich westdeutsches Pilotprojekt für ein bislang nur aus den Plattenwüsten der Ex-DDR bekanntes Sanie-rungskonzept werden. Im Osten schießt Berlin bereits seit acht Jahren insgesamt 2,4 Milliarden für die Sanierung maroder Platten zu.

Da im Westen mittlerweile genauso Leerstand und Verslummung drohen, soll ein ähnliches Programm aufgelegt werden. Wenn alles klappt, wird das Bremer Problemquartier als erstes davon profitieren, Projekte im Ruhrgebiet und in der Rhein-Main-Gegend sollen folgen.

Während die Gewoba für Tenever auf Geldsegen hofft, lief das Geschäft in ihren insgesamt 44.500 Mietwohnungen in diesem Jahr ziemlich mau. Vorstand Werner Teetz: „Der Überschuss 2001 verringerte sich von 17,6 im vergangenen Jahr auf 17,1 Millionen Euro (33,4 Millionen Mark). Im kommenden Jahr rechnen wir sogar mit einem noch einmal um zehn Prozent geringeren Überschuss.“

Konjunkturflaute und der 11. September hätten auch auf dem Wohnungsmarkt Bremsspuren hinterlassen. Während die Nachfrage in der Stadt Bremen in diesem Jahr angezogen sei, gebe es in Bremen-Nord bereits „strukturelle Leerstände“, sagte Teetz. „Da haben wir wegen fehlender Arbeitsplätze und einem attraktivem Umland erhebliche Probleme, zu vermieten“.

Auch in Bremerhaven – hier verfügt die Gewoba über 10.100 Wohnungen – habe sich die Situation dieses Jahr weiter angespannt. 640 Wohnungen hätten dort 2001 länger als ein halbes Jahr leergestanden, bedauerte der Gewoba-Mann. „Ab dem kommenden Herbst werden wir Wohnungen vom Markt nehmen.“ Im Klartext heißt das „Umnutzung“ – und Abriss.

Auch der geplante Börsengang des landeseigenen Unternehmens wurde bis auf weiteres abgesagt. Als Grund nannte Teetz einen Beschluss der SPD, wonach Bremen 50,1 Prozent an der Gewoba halten soll.

Dennoch würden im kommenden Jahr 24,2 Prozent der Gewoba teilprivatisiert, erklärte der Gewoba-Mann. Die Anteile würden europaweit ausgeschrieben. Als heißer Favorit gilt die Immobilien-Firma WCM, die dem Kohl-Spender Karl Ehlerding gehört. Teetz nannte den Namen auf Nachfrage.

Trotz schlechter Marktlage ziehen die Gewoba-Mieten auch im nächten Jahr an. Gabs im laufenden Jahr Aufschläge von bis zu 14 Pfennig pro Quadratmeter auf die Kaltmiete, werden die Nebenkosten im nächsten Jahr weitere 16 Pfennig pro Quadratmeter steigen.

Kai Schöneberg