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Britneys auf coolen Kufen

Die Deutschlandhalle lädt jeden Montag zur „heißesten Eispartie der Hauptstadt“ ein. Ein spiegelglattes Event für Teens und Twens im Orsayschick. Mit Titeln wie „Schau mir ins Gesicht, ich weiß, dass du es bist“ heizen die Samajonas die Stimmung an

In der Deutschlandhalle stehen alle Zeichen auf Party. Eine riesige Discokugel und bunte Scheinwerfer glitzern über das Eis. Discofeeling. Geballte „Girls Power“, Motto dieses Montags, tönt aus den Boxen.

Eine bunte Mischung Teens und Twens kuft im Kreis herum. Im Orsayschick oder in viel zu großen Eishockey-T-Shirts flitzen Mädchen mit Glitzeraccessoires durchs Discolicht. Jungs mit Gel in den Haaren stehen in gewohnter Gruppenformation am Rand.

Alles fährt brav in dieselbe Richtung, dafür sorgen auch die Security-Guards in der Mitte der Eisfläche. Dann das Kommando aus dem DJ-Kabuff: „Stehen bleiben. Jetzt. Und rechtsrum.“ Man gehorcht. Gefährlicher als ein unerlaubter Richtungswechsel ist es, zu dicht an den Lautsprechern vorbeizufahren. Athanasias und Britneys lassen Eis und Trommelfell erzittern.

Durch fragwürdige Manöver beeindruckt man sein Schätzchen: Vollbremsungen, so dass der Angebeteten Eis in den Ausschnitt spritzt, oder eine besonders graziös genommene Kurve auf einem Bein mit der Rechten am Rücken gehören zum Standardrepertoire. Fahren können hier alle; Stunden, wenn es sein muss.

Dürfen sie aber nicht. Kommando aus dem Kabuff. Der DJ meldet sich zurück. „Rückwärts fahren“, brüllt es aus der Box, „und danach Pause.“ Eine Maschine glättet die aufgeriebene Eisfläche und die aufgeriebene Meute stelzt zum kollektiven Cola-Trinken oder packt Butterbrote auf den Rängen aus.

Doch dann kommt die Sensation des Abends: die Samajonas, „Top 30 Chartbreaker“, die gerade ihre aktuelle Single „Warum?“ auf den Markt gebracht haben. Die Samajonas schauen aus, als ob sie alle Mandy heißen, vierzehn sind und auf fünfunddreißig machen. Auf und ab hüpfen sie, wie Kaninchen auf Ecstasy, die zu viel Viva 2 gesehen haben. Doch sie kommen gut an, vor der Bühne bildet sich eine Traube begeisterter Fans. Mit Titeln wie „Spinnst Du“ und „Schau mir ins Gesicht, ich weiß dass Du es bist“ heizen sie so richtig ein.

Als der Abend länger und die Bahn leerer wird, macht sich Übermut breit. Pirouetten werden gedreht, kleine Kunststücke gewagt. Auch die Eisrüpel kommen aus ihren Löchern und beginnen, sich gegenseitig übers Eis zu jagen. Bis der DJ einschreitet und alle nach Hause schickt. Fest steht um 22 Uhr, als das Licht aufgedreht wird: war doch ganz nett, wenn man vom DJ absieht.

ANNA SCHAFFNER

Das nächste Event ist „Galaktika on Ice“ am 31. 12. 2001. Sonst immer Montags von 19.30–22.00 Uhr in der Deutschlandhalle am Messedamm 26. Eintritt: 10 Mark, ermäßigt 7,50 Mark. Schlittschuhe leihen kann man für 10 Mark.

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