zahl der woche: Kartellamt will im Januar über die Fusion von Eon und Ruhrgas entscheiden
Der Weg zum Herrscher
Eon gibt Gas: Der Energieriese wird zum Jahresanfang die 8,2-prozentige Beteiligung der britischen Vodafone an der Ruhrgas AG übernehmen. Was sollen die Mobilfunker schließlich auch mit Gas. Eon dagegen kommt das Geschäft sehr gut zupass: Dank des Aktienpaketes werden die Düsseldorfer mit 37,2 Prozent größter Einzelaktionär bei Ruhrgas. Womit sich Eon aber noch nicht zufrieden gibt: Das Kartellamt gab in dieser Woche bekannt, im Januar entscheiden zu wollen, ob Eon die Ruhrgas AG durch den Kauf eines Aktienpaketes von Gelsenberg ganz übernehmen darf. Wenn ja, wird Eon Nummer eins beim Gas.
Sollte es Eon gelingen, Ruhrgas zu schlucken, würden die Düsseldorfer 60 Prozent des deutschen Gasmarktes beherrschen. Liberalisierung? Wettbewerb? Hübsch ausgedacht. Aber nicht mit Eon gerechnet. Kartellamtschef Ulf Böge redete angesichts der drohenden Dominanz auf dem Gas- und Elektrizitätsmarkt deshalb schon mal von „Bauchschmerzen“.
Längst beschäftigt das Thema deshalb die Politik. Die Verbraucher müssten die Zeche zahlen, warnte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Rainer Brüderle. Und Michaele Hustedt, energiepolitische Sprecherin der Grünen, sieht im Fusionsfall einen „absolut übermächtigen Anbieter“. Eons Hauptkonkurrent RWE nämlich ist Großkunde bei der Ruhrgas AG. Mit einer Übernahme bekämen die Düsseldorfer wesentliche Informationen, wie der Wettbewerber sein Geschäft steuert. Ganz nebenbei schluckt Eon einige Stadtwerke: Ruhrgas hält so wie Eon Minderheitenbeteiligungen, die dann zur Aktienmehrheit zusammenfallen.
Angesichts dieser Aussicht kündigte Anfang Dezember Kartellamtspräsident Böge an, die geplante Übernahme in der vorgelegten Form nicht billigen zu wollen. Allerdings kann Böge sich vor Bauchschmerzen noch so viel krümmen. Eon setzt auf das so genannte Minister-Votum. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller kann das Kartellamt überstimmen und die Fusion so durchsetzten. Beobachter zweifeln nicht, dass Müller sein Veto einlegt: Schließlich war er bis 1997 im Vorstand des Eon-Vorgängers Veba.
Möglich allerdings, dass sich Müller für befangen erklären wird. Was am Prozedere aber nichts ändert: Im Kabinett wird Müller von Finanzminister Hans Eichel vertreten. Und auch der hat nichts gegen einen Konzern, der zur Nummer zwei in Europa aufsteigt – nach Electricité de France. NICK REIMER
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