: Im Bombenhagel
60 Tote bei US-Angriffen auf Autokonvoi. Dorfbewohner:„Es waren Stammesälteste.“ US-Armee: „Es waren Taliban.“
BERLIN rtr/taz ■ Völlig unterschiedliche Darstellungen geben Vertreter der US-Armee und afghanische Dorfbewohner von einen Bombenangriff auf einen Autokonvoi, der rund 60 Todesopfer gefordert hat. Die aus rund 15 Fahrzeugen bestehende Kolonne war am Freitagmorgen in der ostafghanischen Provinz Paktia unterwegs.
Nach Darstellung der US-Vertreter handelte es sich bei den Wageninsassen um Taliban oder Mitglieder des Al-Qaida-Netzwerks. Die US-Flugzeuge seien aus dem Konvoi mit Boden-Luft-Raketen beschossen worden. „Wir glauben, das war ein schlechter Konvoi. Wir haben Grund zu glauben, er war ein gutes Ziel,“ sagte der Befehlshaber des US-Militärs in Afghanistan, General Tommy Franks.
Dagegen gibt es übereinstimmende Schilderungen aus afghanischen Quellen, wonach die Reisenden, Stammesälteste und frühere Mudschaheddin-Kommandeure, unbewaffnet den Feierlichkeiten zur Amtseinführung des neuen Regierungschefs Hamid Karsai nach Kabul unterwegs waren. Dies sagten Dorfbewohner einem Fernsehteam der Nachrichtenagentur Reuters. Diese Darstellung wird ergänzt duch Information von Stammesältesten aus der Stadt Gardez, die dort auf den Konvoi aus Khost warteten. Khost liegt nicht weit von Tora Bora, der letzten Festung der al-Qaida. Ein Dorfbewohner vermutete, dass ein örtlicher Warlord die Amerikaner absichtlich falsch informiert habe, um eine alte Rechnung mit Rivalen zu begleichen. Diese Version vertrat auch ein Stammesältester in Khost.
Zu dem Angriff, bei dem nach Aussagen der Dorfbewohner auch zehn Häuser und eine Moschee zerstört wurden, hat die US-Armee eine Untersuchung angekündigt. Auch Hamid Karsai will den Vorfall untersuchen lassen. Er nehme nicht an, dass Stammesälteste angegriffen worden seien, sagte er.
Unterdessen setzt die US-Armee ihre Suche nach Ussama Bin Laden fort. Der pakistanische Machthaber General Pervez Muscharraf sagte während eines Besuchs in China, er gehe mit ziemlicher Sicherheit davon aus, Bin Laden sei nicht in Pakistan. „Vielleicht ist er tot – nach all den Bombenangriffen auf die Höhlen von Tora Bora.“ Wenn man seiner jedoch lebend habhaft werde, werde er umgehend an die USA ausgeliefert. CI
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen