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StörzeileDanke Winter

■ Warum das Glatteis bewirkt, was Poller und Rot-Grün nicht schafften

Dieser Tage erleben wir die Ausnahme vom Klimatrend: Es gibt wieder Eis und Schnee. Doch während der Wetterbericht im Radio nur die auto-zentrierte Sorge verbreitet: „Achtung Autofahrer, Glättegefahr!“, schafft der Winter in Wirklichkeit Gerechtigkeit für die Kinder: Endlich mal können sie wieder die Straße betreten, dort rutschen, glitschen und spielen.

Klar, das dürfen sie nicht. Ist es doch lebensgefährlich, das wird Kleinen von der Wiege an eingeimpft. Die 230.000 Kinder unter 15 Jahren teilen in Hamburg den öffentlichen Raum mit über 800.000 Autos. Für die einen gibt es breite, geteerte Alleen, für die anderen schmale Fußwege und den Sicherheitssitz im elterlichen Pkw.

Doch wer in diesen Tagen in einem Hamburger Vorort spazieren ging – dahin werden Familien mit Kindern gemeinhin verbannt – konnte eine Umkehr der Verhältnisse beobachten: Mütter und Väter, die ihre Kinder auf den Schlitten hinter sich herzogen – mitten auf der Straße! Denn die Fußwege wurden, das ist so Vorschrift, pflugs mit Streugut für Schlitten unpassierbar gemacht. Dahinter im Schritttempo schleichende Limousinen mit mal fröhlich, mal genervt dreinblickenden Fahrern: Erst verspricht Schwarz-Schill freie Fahrt und nun das.

Möge Petrus dafür sorgen, dass es noch viel schneit, taut und wieder friert und dass der Straßenstreudienst überfordert ist. Nur so lernen die Besitzer von Vierrädern, dass auch andere ein Recht auf Bewegung haben. Übrigens: Wären die Straßen nicht extra für die Autos so glatt geteert worden, gäbe es kein Glatteis. Kaija Kutter

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