Schwarzmarkt in Pankow

Bezirksamt kündigt Marktleuten ihre Standplätze. Die fordern eine Alternative. Aus Protest werden heute Fleisch, Fisch und Gemüse ohne Genehmigung verkauft

Am Wochenmarkt in der Pankower Breiten Straße dürfte die Stimmung heute gespannt sein. Am ersten Markttag im neuen Jahr bieten die 50 Händler vor der Kaufhalle ihre Waren ohne Genehmigung an. Denn das Bezirksamt hat einem Teil der Marktleute ihre Standplätze zum Ende Dezember gekündigt. Das aber wollen die Händler nicht hinnehmen. Deshalb bieten sie am heutigen Mittwoch ihre Waren „ohne Genehmigung und aus Protest“ an, wie es Geflügelhändler Jens Rückert nennt.

Seit Juni vergangenen Jahres kämpfen er und seine Standnachbarn um Ausweichmöglichkeiten. Denn spätestens seit dem Verkauf des Grundstücks in der Breiten Straße war klar, dass die Händler eine Alternative brauchen. Im Gespräch war der Garbartyplatz, der Platz vor dem S-Bahnhof Pankow. Bis 1995 gab es hier bereits einen Wochenmarkt. Mitte Dezember schien der neue Standort bereits gesichert zu sein. Damals beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), „die Fläche Garbatyplatz oder gleichwertige Alternativen als Ersatzstandort, befristet bis zum 28. 3. 02 den Markthändlern anzubieten“. Zugleich sollte über eine langfristige Marktkonzeption verhandelt werden.

Doch am vergangenen Freitag überreichte Bezirksbürgermeister Alex Lubawinski (SPD) statt der Verträge ein Schreiben des Tiefbauamtes. Dieses hob die Entscheidung der Bezirksverordneten auf. Die Begründung: „erhebliche Sicherheitsbedenken“ und „fehlende Bodenhaftigkeit des Platzes für Verkaufswagen“.

Die Markthändler verstehen das nicht. „Dort stand auch der Weihnachtsmarkt, und der belastet den Boden wohl mehr als unsere Stände“, sagt Imbissbetreiber Michel Dissen. „Die haben uns ein halbes Jahr verschaukelt“. Zusammen mit seinem Standnachbarn Jens Rückert hat er für den Markt am Garbatyplatz gekämpft. Rückert verkauft seit neun Jahren Wild und Geflügel auf diesem Markt. Vor vier Jahren hat er sich selbständig gemacht, um nicht arbeitslos zu werden. Genau das droht nun aber den meisten Händlern, sagt er.

Der Bezirksbürgermeister sicherte den Händlern vergangen Freitag zu, die Marktalternativen noch einmal mit der BVV zu besprechen. Offen ist allerdings, wo die Händler bis dahin ihre Waren verkaufen können. Oder ob nur der Schwarzmarkt bleibt.

MARTINA NIX