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Ein Herz für Menschen

Mediziner klonen erstmals genmanipulierte Schweine, um deren Organe zur Transplantation für den Menschen nutzbar zu machen. Bis zum Schwein als Herzspender ist es noch ein weiter Weg

BERLIN taz ■ Weil es an Spenderorganen mangelt, wollen Biotechniker mit geklonten und genveränderten Schweinen Transplantationsorgane herstellen. Die britische Firma PPL Therapeutics klonte in ihrer US-amerikanischen Filiale in Virginia fünf genmanipulierte Ferkel. Bei der Firma Immerge BioTherapeutics aus Massachusetts waren es vier. PPL feierte ihren Erfolg als „großen Fortschritt“ auf dem Weg zum Ersatzorgan aus dem Schweinestall.

Bislang scheitert die Übertragung von Tierorganen vor allem an den Abstoßungsreaktionen des menschlichen Empfängers. Dessen Immunsystem erkennt an winzigen Zuckermolekülen auf der Oberfläche der Zelle, dass es sich um ein fremdes Gewebe handelt. Innerhalb weniger Minuten schon zerfrisst das Immunsystem das neue Herz. Um das Immunsystem zu täuschen, schalteten die beiden Forschergruppen bei ihren geklonten Ferkeln eines der für die Abstoßung veranwortlichen Gene aus.

Geht es nach den Vorstellungen von PLL, sollen in vier Jahren die ersten klinischen Tests am Menschen stattfinden. Zuvor aber „müssen wir noch einige Modifikationen vornehmen, um das perfekte Schwein zu schaffen“, sagt PPL-Vizepräsident David Ayares.

Trotz dieser Erfolgsmeldungen steht es nicht so gut um die Xenotransplantation, also das Einsetzen tierischer Ersatzorgane. Viele Forscher haben sich wieder abgewandt, weil die Probleme größer sind als anfangs gedacht. „Die Euphorie in der Wissenschaftlergemeinde ist deutlich abgeklungen“, sagte Bärbel Hüsing vom Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) der taz. Seit Jahren beobachtet sie die Entwicklung der Xenotransplantation und verfasst dazu Studien.

PPL behauptet, im Prinzip bereits Lösungen für die noch offenen vier Probleme zu haben. Drei weitere Gene wollen die Forscher dazu manipulieren. ISI-Wissenschaftlerin Hüsing ist dagegen skeptisch. Es sei noch gar nicht klar, „ob die Transplantation grundsätzlich klappen kann“.

Die Xenotransplantation ist nicht ohne Risiken: Durch die Übertragung artfremder Organe ist es denkbar, dass sich auch artfremde Viren an den Menschen anpassen – und so neue Krankheiten entstehen. Die versehentliche Schaffung neuer grausamer Infektionen wie Aids oder Ebola wäre der Super-GAU für die Medizin.

Tatsächlich gelang es Medizinern, Schweineviren im Tiertransplantationsversuch auf Mäuse zu übertragen. Andererseits zeigten Versuche mit Affen, dass deren Immunsystem die neuen Schweineviren erfolgreich niederkämpfte. Die Risiken scheinen dennoch derzeit kaum abschätzbar. Es gilt als sicher, dass die ersten Empfänger von Tierorganen für lange Zeit vorsorglich in Quarantäne müssten.

WOLFGANG LÖHR,

MATTHIAS URBACH

brennpunkt SEITE 4

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