: In die Kasse treffen
■ Finanziell werfen die BCJ Tigers nur Airballs. Sportlich geht es nach dem neunten Sieg in Folge weiter in Richtung Erste Liga
Wenn die Spieler der BCJ Tigers so oft am Korb vorbei werfen würden, wie ihr Vorstandsvorsitzender Jens Höltkötter bei Sponsoren den Airball (nicht mal der Korbrand wird getroffen) spielt, wäre alles halb so schlimm. Doch sportlich sieht es weiterhin danach aus, als könne die Mannschaft von Pat Elzie tatsächlich den Aufstieg in die 1. Liga schaffen. Tragisch, denn jetzt droht dem zahlungsunfähigen und verschuldeten Verein neben der Insolvenz auch noch der Entzug der Zweitliga-Lizenz. Der Vorstandsvorsitzende Jens Holtkötter vertröstet geprellte Gläubiger, führt Vereinsverantwortliche, Angestellte und Presse an der Nase herum und taucht auf seiner wenig vielversprechenden Suche nach Investoren unter. Und weil der Mäzen im Dezember das von einem privaten Gönner gespendete Geld widerrechtlich nur zur dringenden Auszahlung der Spieler- und Trainergehälter verwendete und nicht auch für die Schlange stehenden Gläubiger, rechnen Insider gar mit neun Jahren Knast für Holtkötter. „Unsinn und diskriminierend“, keift der.
„Holtkötter kennt sein Limit“, glaubt Trainer Elzie und murmelt ein „hoffentlich“ hinterher. Viel Vertrauen kann Elzie nicht mehr in seinen 41-jährigen Boss haben. Eine Krankenkasse hatte Mitte Dezember letzten Jahres einen Insolvenzantrag gegen die BCJ Tigers gestellt. Diese Neuigkeit erfuhr Elzie, der im Verein auch als inoffizieller Manager fungiert, erst vor ein paar Tagen. „Der Name Holtkötter hat gelitten“, meint Co- Trainer Alex Biller, erinnert aber auch an die Vorzüge eines Insolvenzverfahrens: „Für Lohn und Arbeit ist dann wenigstens gesorgt.“
Persönlich versicherte dann auch der Insolvenzverwalter Karsten Trötter den Trainern und Profis, dass bei einem Verfahren das Arbeitsamt Hamburg die Gehälter für drei Monate zahlen würde. Und so traten Samstag auch alle Profis brav beim neunten Sieg in Folge (116:93) gegen den UBC Münster an. Derweil verfolgt Buhmann Holtkötter („Ich habe mich nicht um den Job gerissen“) folgenden Plan: Geldgeber finden, Forderungen begleichen, um das drohende Insolvenzverfahren abzuwenden. Klappt dies nicht, will er trotzdem mit seinen Profis unbedingt den direkten Wiederaufstieg in die lukrativere 1. Liga schaffen. Dort scheint er sich im finanziellen Eldorado zu wähnen - wohlwissend, dass die Tigers schon seit Jahren keinen Hauptsponsor vorweisen können. Aus diesem Grund sprechen sich viele Stimmen im Verein für eine neue Ära - ohne Holtkötter aus. Es soll ein neuer Club gegründet werden, bei dem versucht wird, mit jungen Talenten die Saison zu Ende zu spielen und auf teure Profis zu verzichten. Beide Trainer sind dieser Variante nicht abgeneigt. Jens Holtkötter umso mehr . Mike Liem
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