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Kulturkampf Kito gegen Kuba?

■ Der kulturpolitische Haussegen in Bremen-Nord hängt gründlich schief

Anfang Dezember schreckte die FDP mit eine Pressemitteilung die Vegesacker Kulturszene auf: „Der hochsubventionierte sogenannte Kulturbahnhof hat in seiner jetzigen Form und an seinem jetzigen Standort keine Zukunft“, heißt es da. Der „kommunalpolitische Arbeitskreis“ der FDP sprach sich „für die Freilegung der Schönebecker Aue“ vor dem Bahnhof aus, der Kulturbahnhof (Kuba) „müsste dann weichen“.

„Wenn du doch geschwiegen hättest ... “, konterte der lokale CDU-Beiratssprecher Rainer Buchholz und erinnerte an die Verbindung zwischen dem „kommunalen Arbeitskreis“ der FDP und dem anderen Vegesacker Kultur-Zentrum, dem Kito. Beim Kito ist vor einigen Wochen der frühere FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Georg von Gröling-Müller zum Vorsitzenden gewählt worden – beim „Kulturbahnhof“ ist man sich sicher, dass im Grunde Kito-Interessen hinter dem Bekenntnis der FDP zu den Schönebecker Auen steckt. Ohne den Kulturbahnhof zu erwähnen, setzte sich der Pressesprecher des FDP-Kreisverbandes in Bremen-Nord, Carsten Jäger, noch Ende Dezember für eine „großzügige Neugestaltung“ des Bereiches am Vegesacker Bahnhof ein.

Soll der alte Kulturbahnhof, für dessen Renovierung gerade 900.000 Mark bewilligt worden sind, wirklich weg? „Alles Blödsinn“, winkt die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Carmen Emigholz, ab. „Die FDP tut alles, um aufzufallen“, interpretiert der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete aus Bremen-Nord, Max Liess, den Vorstoß. Und auch die Vegesacker CDU rechnet weiter „fest mit dem Kuba als einer der wesentlichen Säulen des Bremen-Norder Kulturlebens“. Im Vorfeld des FDP-Vorstoßes gegen den Kuba hatte es eine kleine Palast-Revolte im Vorstand des Kito gegeben. Rainer Hoffmann, der frühere Wollkämmerei-Vorstand, der nach dem finanziellen Desaster des Kito im vergangenen Jahr die Geschäfte übernommen und 2001 für „schwarze Zahlen“ gesorgt hatte, wurde zum Rücktritt gedrängt.

„Für mich gab es keine Basis mehr für ein effektives Arbeiten“, sagt Hoffmann zu den Hintergründe. Er habe die parteipolitischen Ränkespiele nicht erwartet, als er gebeten wurde, sich ehrenamtlich zu engagieren. Plötzlich seien ganz viele in den Trägerverein des Kito eingetreten und hätten einen neuen Vorstand gewählt. Auch der Vertreter der Sparkasse in Bremen-Nord legte sein Mandat nieder.

Gröling-Müller, der neue Vorsitzende, fasst die Vorwürfe gegen seinen Amtsvorgänger so zusammen: Hoffmann habe gearbeitet, ohne den Verein jeweils zu informieren. Insbesondere habe er der Mitarbeit des Kito in einem „Kulturverbund“ für Bremen-Nord zugestimmt. In diesem „Kulturverbund“ sollen Kito, Kulturbahnhof, Stiftung Overbeck und Kunstverein in Bremen-Nord zusammenarbeiten. Der neue Vorstand Gröling-Müller hat sich sofort von dieser Idee distanziert, der Kito-Trägerverein lehnt den Kulturverbund strikt ab.

Der alte Kito-Vorsitzende Hoffmann hat wahrscheinlich auch ein anderes Problem unterschätzt: Für den Umbau der Parterre-Etage des Kito stehen seit längerem Gelder zur Verfügung. Es gibt ein Konzept, nach dem bei Veranstaltungen hier ein gastronomisches Angebot gemacht werden soll. Hoffmann hatte Gespräche mit Lutz Diederich, dem Pächter des Hotelbetriebes „Strandlust“, geführt, der die nicht gerade lukrative Aufgabe übernehmen wollte. „Ich hätte Herrn Diederich gewinnen können“, sagt Hoffmann. Was Hoffmann nicht bedachte: Diederich war der Pächter der Gaststätte „Loretta“ gewesen, die direkt gegenüber vom Kito liegt. Da gab es Streit mit dem Vermieter Hermann Krauss, dem „Gründer“ des Kito, der politisch ebenfalls FDP zugerechnet wird und von der Stadt gezwungen worden war, sich aus der direkten Verantwortung für das Kito zurückzuziehen. Kraus, davon gehen viele Beobachter der Szenerie in Bremen-Nord aus, zieht aber weiter die Fäden in Sachen Kito. Ein neues gastronomisches Angebot im Kito, während sein „Loretta“ leer steht, in das viele Kito-Besucher früher nach den Veranstaltungen gegangen waren? Das hätte Konkurrenz bedeuten können.

Gröling-Müller, der neue Kito-Vorstand, sieht den Zusammenhang, aber anders. Die Strandlust wolle auch den Ausschank in den oberen Etagen des Kito übernehmen, das würde ein Minus in die Kassen bringen unter dem Strich, sagt er. Solange aber kein Konsens über den Umbau erzielt ist, liegt das Geld dafür fest.

Sigrid Koestermann, die aus Bremen-Nord stammende Kulturpolitikerin der CDU, will dafür sorgen, dass die Bremer Kulturpolitik dem Streit in Bremen-Nord nicht weiter nur zuschaut. Sie will in der Kulturdeputation verbindlich festlegen lassen, dass die Kultur-Angebote in Bremen-Nord zusammenarbeiten müssen in einem „Kulturverbund“.

Dieser Kultur-Verbund könnte sich dann auch verantwortlich um Fragen kümmern wie die, wie es mit der Overbeck-Stiftung weitergeht, wenn die dortige ABM-Stelle demnächst ausläuft. Und wenn sich jemand den Synergie-Effekten dieser Kooperation verweigert, „dann gibt es kein Geld mehr“ aus dem Kultur-Topf. Klaus Wolschner

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