die k-frage als f-frage
: Unreife CDU, unreife Republik

Die K-Frage: Sie ist auch eine F-Frage, eine Frauenfrage. Die Unionsmänner – und besonders Edmund Stoiber – sind irritiert vom „weiblichen Machtbewusstsein“ der Angela Merkel, so wird berichtet. Es sei ihnen „nicht ganz geheuer“, dass diese Frau nicht längst aufgegeben hat.

Kommentarvon ULRIKE HERRMANN

Ja, Angela Merkel ist machtbewusst. Aber was ist daran weiblich? Außer natürlich, dass sie eine Frau ist? Eigentlich nichts, aber diese Tatsache reicht schon. Merkel scheitert bereits, weil sie das falsche Geschlecht hat.

Denn Frauen dürfen sich nicht offen zum Machtwillen bekennen – tun sie es doch, dann sind sie eben „nicht ganz geheuer“. Ein Ungeheuer. Was stimmt – Frauen müssen tatsächlich Ungeheuerliches wagen, wenn sie Kanzlerkandidatin werden wollen. Denn es ist aussichtslos. Vor allem in der Union, die sich nicht mehr in der Krise sieht. Wer sollte Merkel jetzt noch uneigennützig stützen? Die Bundestagsfraktion? Zu genau 87,5 Prozent von Männern dominiert. Die Landesfürsten? Zu exakt hundert Prozent männlich besetzt.

Wenn Merkel eine gute Rede hält wie auf dem letzten Parteitag der CDU, dann staunen die Funktionäre. Schon das ist ein Affront – schließlich kann Merkel die Basis fast immer begeistern. Die eigentliche Beleidigung aber ist: Ihre Ansprachen werden sofort vergessen. In Erinnerung bleibt stets nur der kantige Edmund Stoiber.

Dass es so schlicht sein könnte – dass die Union einfach nicht reif ist für eine Kanzlerkandidatin –, das darf natürlich nicht wahr, kann nur weibliche Einbildung sein. Schließlich bringen die mächtigen Männerrunden doch neutrale Argumente vor. Das Wichtigste: Stoiber könne den rechten Rand binden. Wie uninteressant. Denn Wahlen werden in der Mitte gewonnen. Das weiß auch der starke Bayer, der staatstragend von den Plakaten lächeln wird. So wie auch Merkel lächeln würde – und Schröder sowieso lächelt.

Außerdem: Was bei Stoiber der rechte Rand ist, wären bei Merkel die Ostdeutschen, die sie zusätzlich binden könnte. Und würde eine Kandidatin nicht obendrein noch Frauen gewinnen? Doch das ist das wirklich Bittere: Weibliche Stimmen würde Merkel kaum einfahren. Würden Frauen konsequent Frauen wählen, hätte sich in allen Parteien längst die paritätische Quote durchgesetzt. Solange aber viele Frauen lieber für Männerwahlvereine stimmen, so lange gilt, was Merkel nicht glauben mag: Nicht nur die CDU, auch die Republik ist nicht reif für eine Kanzlerin.