: Protest gegen Püschel
■ Demo verhindert Seminar zum Handlungskonzept St. Georg
Etwa 20 DemonstrantInnen verhinderten gestern ein Seminar am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE): In der Reihe „Suchtmodell und Suchtforschung aus interdisziplinärer Sicht“ sollte Professor Klaus Püschel zum Thema „Polizeiliches Handlungskonzept im Umgang mit der offenen Drogenszene aus rechtsmedizinischer Sicht“ referieren und diskutieren. Doch bevor die Begrüßung gesprochen war, verkündete eine Demonstrantin, „dass diese Veranstaltung nicht laufen wird wie geplant“. Wegen des „Mordes an Achidi J.“, der nach einem Brechmitteleinsatz in der Rechtsmedizin des UKE starb, werde man einen Text verlesen. Der vierseitige Katalog mündete in die Forderungen „Sofortiger Stopp der Brechmitteleinsätze. Legalisierung aller Drogen. Abschaffung aller Sondergesetze gegen Flüchtlinge.“
Während zwei der Lehrenden den Raum verlassen hatten - „wir können ja gerne diskutieren, aber doch nicht so“ - hörten sich die Seminarteilnehmer und Püschel die Kritik an der „Folter“, die „als Maßnahme tödlich enden kann“ an. Püschel, als „tatkräftiger Vasall der jeweils Regierenden“, beteilige sich mit seinem Institut nicht nur an Brechmitteleinsätzen, sondern auch an den Altersfeststellungen bei minderjährigen Flüchtlingen. „Wa-rum Püschel gegen seinen Eid als Arzt verstößt, ob aus purer Geld- und Machtgier, aus blankem Fremdenhass, aus dumpfem Gehorsam seinen Finanziers gegenüber oder um seinem Lebensabend noch einen Kick zu geben, ist eigentlich egal“, fanden die DemonstrantInnen. Püschel reagierte gelassen und bot ein Gespräch an - allerdings zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort. Die Antwort war klar: „Mit Ihnen wollen wir doch gar nicht diskutieren“. Zu sehr sei Püschel Repäsentant einer repressiven Politik. Püschel ging, die Seminarteilnehmer blieben. Zwar waren die meisten gegen Brechmitteleinsätze, hätten aber lieber mit Püschel als mit den DemonstrantInnen diskutiert. san
Diskussionsforum zu Brechmitteleinsätzen. Heute von 17 bis 19 Uhr im Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 60 mit Roger Kusch, Konrad Freiberg, Dr. Montgomery, Olaf Scholz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen