Kein Mangel an Mottoparties

■ Das „Moments“ im Steintor öffnet wieder. Günstig: Streit in schwul-lesbischer Party-Szene ist beigelegt. Ungünstig: Das Konzertprogramm ist noch völlig ungewiss

Das „Moments“ im Viertel hat einen neuen Betreiber: Den kurdischen Bauunternehmer Feridun Bürcün aus Gröpelingen, der geschäftlich in Niedersachsen aktiv ist. Als Geschäftsführer fungiert Bülent Ünal, türkischer Veranstalter und mitbeteiligt an der Bremer Agentur „Internett&We can do it“. Die hatte auch im früheren „Moments“ schon Discos veranstaltet, in erster Linie schwul-lesbische Mottoparties wie „Snow White“ und „Mata Hari“.

Am 18. Januar ist offizielle Eröffnung, einen Tag später gibt's dann das „Grand Opening“ für die schwul-lesbische Szene. Was wollen die neuen Betreiber anders machen, um im Gegensatz zu ihren Vorgängern finanziell über die Runden zu kommen? „Wir setzen auf Verlässlichkeit“, sagt Arnold Arkenau, Geschäftsführer der „Internett“. „Im Gegensatz zu früher wird jeden Samstag das gleiche zu erwarten sein.“

Das gilt auch für die anderen Abende: Donnerstags ab 22 Uhr sollen StudentInnen den „After Campus Club“ besuchen, freitags legt Marco Fricke als neuer Resident DJ R–n' B und Blackmusic auf („funky moments“). Die Samstags-Disco beziehungsweise „enjoy moments“-Tanznacht wird einmal pro Monat durch eine schwul-lesbische Mottoparty ersetzt. Start ist am 2. Februar mit „Marry Me“: Hochzeitstorte und Brautsträuße können unter Tel.: (0421)44 74 77 bestellt werden.

Bleibt die Frage: Wo bleiben die Konzerte, für deren Qualität das „Moments“ stand? Der Veranstaltungscharakter würde durch die Übernahme „eher noch gestärkt“, verspricht die neue Crew. Arkenau verweist auf Verhandlungen mit Jazz-Organizer Peter Apel und Radio Bremen. Ab März solle es Konzerte geben, „mindestens einmal pro Woche, möglichts zweimal“, auch werktags. Willkommen seien auch zulaufstarke Events aus dem früheren „Moments“ wie die Kabarett-Abende des „Libretto Fatale“ – während Latino-Parties und die „Disko-Disko“ keine Chance auf Wiedereinlass hätten.

Klar ist: Das neue „Moments“ wird nicht das alte sein. Unklar ist , ob überhaupt der Name erhalten bleibt. Während der neue Geschäftsführer glaubt, dass Name und Logo zusammen mit dem Inventar per Ablösevertrag an ihn übergegangen seien, sieht Holger Mertins noch Einigungsbedarf. Auch eine eventuelle Beteiligung des Ex-Betrteibers steht in den Sternen.

Aber eine Hintergrundgeschichte hat sich bereits geklärt: Der alte Streit zwischen „Internett“ und der Konkurrenzagnetur „dcm“ um das schwul-lesbische Klientel, der unter anderem durch gegenseitiges Überkleben von Plakaten ausgetragen wurde. Seinen Höhepunkt hatte er beim „Kampf um den Welt-Aidstag“ (Arkenau) im vergangenen Dezember erreicht, als sich Internett und dcm mit parallen Parties in „Downtown“ und „Roter Ratte“ gegenseitig die Klientel abgruben. „Danach haben unsere gestressten Mitarbeiter dafür gesorgt, dass wir uns einigen“, erzählt Arkenau.

Der Kompromiss: Rocky Rogg überlässt Internett die ersten Samstage im Monat, dafür macht ihr Arkenau an den Feiertags-Vorabenden keine Konkurrenz mehr. Auch nicht im „Moments“.

Henning Bleyl