: An der schönen blauen Elbe
Innensenator hat mit Nivea nun prominenten Sponsor für seine blauen Uniformen gefunden. Finanzierung ist damit gesichert ■ Von Peter Ahrens
Es geht voran. Die Suche des Hamburger Innensenators nach Sponsoren für die blauen Uniformen der Polizei, die zuletzt in einem Spendenaufruf an Hamburgs Bürger eskalierte, steht kurz vor einem Durchbruch. Nach exklusiven taz-Informationen soll Ronald Schill die traditionsreiche Hamburger Firma Beiersdorf als Hauptsponsor für die Uniformen gewonnen haben. Die Beamten sollen dann auf Streife auch den bekannten Schriftzug des blauen Beiersdorfschen Aushängeschildes Nivea auf dem gleichfarbigen Tuch tragen. Beiersdorf selbst hat noch keine Stellungnahme abgegeben.
Der Nivea-Slogan „Erforschte Haut – Entspannte Körper – pure Schönheit – gepflegte Männer“ soll für Bürgermeister Ole von Beust und seinen Innensenator letztlich den Ausschlag gegeben haben, den Kontakt zu Beiersdorf zu knüpfen. Die PolizistInnen werden ab März mit dem Satz „Hamburgs Polizei – gut geschmiert“ für Ruhe und Ordnung sorgen. Nivea könne auch als Gleitmittel für den Einsatz von Magensonden eingesetzt werden, ist man in der Innenbehörde auch von Nebeneffekten des „gelungenen Deals“ (Schill) überzeugt. Die Beamten sind deshalb gehalten, auch immer ein kleines Pöttchen Nivea bei sich zu führen, für den Weltkonzern zudem ein willkommenes Marketinginstrument.
Mit der nun gesicherten Finanzierung ist das letzte Hindernis für die Neu-Einkleidung der Polizei beseitigt. Das Projekt war ins Wanken geraten, weil die Kosten für den Einsatz der 20 bayerischen PolizistInnen überraschend zwei Drittel des Jahresetats der Innenbehörde aufgefressen hatten. Vor allem die Verpflegung der Beamten gestaltete sich aufwändiger als von den Verantwortlichen geplant. „Wir hätten für das tägliche Einfliegen der Weißwurst-Rationen aus Rosenheim vielleicht doch keine Airbus-Maschinen chartern sollen“, zeigte sich ein Sprecher der Behörde einsichtig: „Aber hinterher ist man immer schlauer.“ Und auch das Kulturprogramm, um den Bayern in Hamburg etwas zu bieten, war nicht billig. Der taz liegt das Programm vor. Beispiel: 3. Februar. 15 Uhr Besuch Neue Flora. 21 Uhr Besuch Alte Flora. 24 Uhr Geselliges Treiben, Treffpunkt: Ritze.
Neben dem Nivea-Deal hat aber auch ein Engagement des Kultursenators Rudolf Lange („Mode ist auch Kultur“) dem Innensenator aus der Patsche geholfen. Langes Vermittlung ist es zu verdanken, dass die Hamburger Polizei auf alte Bestände der Reichsmarine zurückgreifen kann, die mehrere Jahrzehnte in der Kleiderkammer des Kanonenbootes „Sperber“ lagerten. Mit Hilfe von SozialhilfeempfängerInnen, die für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht werden sollen, wurden die vereinzelten Einschusslöcher gestopft oder mit blauen Flicken versehen. Die berühmte Hamburger Schnauze nennt die PolizistInnen daher auch bereits die Kiez-Flics.
Auf dem Kopf soll dazu der gute alte Tschako (eine zylinderförmiger Helm) prangen. Einen besonderen Leckerbissen gibt es für den ersten neu eingekleideten Beamten. Er darf eine Leihgabe tragen, die Brandenburgs Innensenators Schönbohm (CDU) Schill als Gastgeschenk für sein neues Amt überreichte: Die originale Uniform des Berliner Polizeimeisters Karl-Heinz Kurras, der 1967 Benno Ohnesorg erschoss. „Mensch, passt immer noch“, staunte Schill nicht schlecht.
Mit dem blauen Look erfüllt Schill auch einen Lebenstraum der großen Charaktermimin Mareike Carriere, die durch so berühmte Rollen wie die der Polizistin Ellen Wegner aus dem NDR-Großstadtrevier Unsterblichkeit erlangte. Carriere hatte bereits am 18. Mai 1989 in einem Interview mit der taz hamburg moniert: „Ich finde die alten Uniformen auch nicht schön. Ich hab neulich gelesen, dass in Italien die Uniformen von Armani entworfen worden sind, und ich finde, daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen.“ Frau Carriere musste noch 13 lange Jahre warten. Jetzt ist es endlich so weit.
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