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Wasser fördern mit Sonne

Freiburger Solarfabrik entwickelt Anlage zur solaren Trinkwasseraufbereitung. Nicht nur der stationäre, sondern auch der mobile Einsatz soll möglich sein

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben weltweit rund 1,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Viele sterben an Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser übertragen werden.

Die Freiburger Solarfabrik hat nun eine solar betriebene Anlage zur Wasserförderung und -aufbereitung entwickelt, die gezielt in den abgelegenen Regionen der Erde ohne Stromanschluss eingesetzt werden kann. Präsentiert wurde das System erstmals im Dezember in Bonn. „Wir haben bis zum letzten Tag daran gearbeitet, um sie auf der Trinkwasserkonferenz vorstellen zu können“, sagt Georg Salvamoser, Geschäftsführer der Solarfabrik. Dort hat der Prototyp bei Vertretern der Länder des Südens für Aufsehen gesorgt. „Wir bringen Sonne und Wasser zusammen, darin liegt der besondere Charme des Geräts“, erklärt der Vertriebsleiter der Solarfabrik, Burkhard Holder.

Die Anlage besteht aus zwei Solarmodulen mit zusammen 100 Watt Leistung, einem Batteriespeicher, einer Tauchpumpe, einer Filteranlage sowie zwei Wasserzapfstellen für Trink- und Brauchwasser. Das Gerät kann täglich 1.000 Liter Brauchwasser und 200 Liter Trinkwasser fördern und aufbereiten und so den Bedarf von mindestens 40 Menschen decken. Die Pumpe kann Grundwasser aus 40 Meter Tiefe fördern. Es ist aber genauso gut möglich, Regenwasser aus Zisternen oder Oberflächenwasser in einwandfreies Trinkwasser umzuwandeln.

Genauso wichtig wie die einfache Bedienung ist für Holder die Akzeptanz der Anlagen vor Ort. Deshalb sollen für die Wartung lokal anerkannte Personen geschult werden, so genannte System Operators, deren Aufgaben zum Beispiel der Wechsel der Filter ist. Holder betont die Bedeutung der Strukturen vor Ort, denn der Zugang zu Wasser kann einen Machtfaktor darstellen. Auch in dieser Hinsicht ist der „System Operator“ ein wichtiges Scharnier zwischen dem Besitzer des Geräts, den Nutzern und den lokalen Behörden, denen die Aufgabe zukommt, die Qualität des Wassers regelmäßig zu prüfen. Grundsätzlich kann die Anlage nicht nur stationär zum Einsatz kommen.

Die Aufstellung der ersten Geräte erfolgt in Kooperation mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. In einer sechsmonatigen Testphase sollen die „Kinderkrankheiten“, so sie denn auftreten, aus der Welt geschafft werden. Für Ende nächsten Jahres ist die Markteinführung geplant. Die Kosten für die Anlagen belaufen sich laut Holder zurzeit auf 6.500 Euro. HAGEN SPÄTH

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