: was macht eigentlich. . . die Architektenschaft?
Trauern um Cornelius Hertling
Cornelius Hertling (73), Chef der Architektenkammer Berlin, habe ich zum letzten Mal auf einem Baukongress in Köln vor einem Monat getroffen. Wie gewohnt scharte sich eine Meute um ihn, wenn er mit hochrotem Kopf und lautstark gegen die Unbilden der Architektur wetterte. Aber er tat das mit Witz und Selbstironie. Aus Hertling, seit sechzehn Jahren Präsident der Berliner Kammer, sprach kein ausgetrockneter Funktionär, sondern ein immer sprühender Geist, ein polemisches Original. „Hauen Sie den in die Pfanne!“, rief er lachend. Und wir alle wussten, wie er es meinte.
Auch öffentlich nahm Hertling kein Blatt vor den Mund. Der 1928 geborene Berliner, der bei Max Taut und Peter Poelzig in die Lehre ging, bevor er 1980 sein eigenes Architekturbüro gründete, hat sich leidenschaftlich zu Fragen der Baukultur, des Berufsstandes und der Politik geäußert. Insbesondere soziale Architektur und die Denkmalpflege in Berlin gehörten zu den bevorzugten Themen des Architekten, dessen Welt auch das Theater, der moderne Tanz und die bildende Kunst waren. 1990 ging für Hertling ein Traum in Erfüllung. Die Kollegen im Ostteil der Stadt „sind wieder bei uns oder wir bei ihnen“, sagte er und führte die Architektenschaft aus Ost- und Westberlin beispielhaft zusammen. Mit dem Umzug seiner Kammer in die Karl-Marx-Allee setzte er ein Zeichen der Vereinigung. Am 2. Januar ist Hertling überraschend gestorben, heute wird er beerdigt. ROLA
FOTO: TAZ-ARCHIV
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