Saubere Aktion

Aus Protest gegen eine Ölpest in Sibirien putzt Greenpeace Autofenster an Berliner Tankstellen. Niemand regt sich auf

Die Umwelt muss erst einmal warten – auf die Presse. So war es zumindest gestern auf der Elf-Tankstelle in der Prenzlauer Allee. Für 14 Uhr hatten die Umwelt-Aktivisten von Greenpeace eine Protestaktion gegen den französischen Tankstellenbetreiber TotalFinalElf angekündigt. Aber erst zwanzig Minuten später ging es los. „Ohne die Presse wollen wir eigentlich nicht anfangen“, erklärte Stephan Hüttner, einer der zwölf Umweltschützer vor Ort. Die Organisation aus Hamburg ist eigentlich für ihre medienwirksamen Auftritte bekannt.

Gestern aber war das anders. Die Presse erschien nicht zu der Aktion in der Prenzlauer Allee. Und anders als sonst gingen die Aktivisten gestern auch nicht ganz auf Konfrontationskurs. „Dafür ist uns dieses Thema zu wichtig“, sagte Hüttner. Das Thema ist dieses Mal eine Ölpest in Sibirien, für die die Umweltschützer unter anderem den Mineralölkonzern TotalFinalElf veantwortlich machen.

Durch marode Pipelines soll Rohöl in Sibirien in die Umwelt fließen, Boden und Grundwasser verseuchen. Bislang weigert sich der Konzern, der in Deutschland zu den größten Betreibern gehört, in die Sanierung der Förderregion zu investieren. Deshalb, so die Umweltschützer, hätte Elf im vergangenen Jahr weltweit einen Rekordgewinn von 7,6 Milliarden Euro erzielt.

„Super – 7,6 Milliarden Euro Profite auf Kosten der Umwelt“. So stand es auf einem Plakat, das die Aktivisten über die Anzeigetafel geklebt hatten, auf der sonst die Benzinpreise stehen. Nun soll Elf doch dazu bewegt werden, die Verantwortung für die Umweltverschmutzung in Sibirien zu übernehmen.

Dabei setzt Greenpeace diesmal vor allem auf die Diskussion mit Tankstellenbetreibern und dem Unternehmen. Zwar wurden auch gestern Transparente angebracht und Ölfässer aufgebaut. Gleichzeitig putzten die Aktivisten aber die Windschutzscheiben der Tankenden. Die Gruppe um Stephan Hüttner will damit bei den Leuten symbolisch für klare Sicht sorgen.

Doch so richtig gelang das gestern nicht. Denn die Minustemperaturen ließen das Wasser gefrieren. Und weder Passanten noch Autofahrer, nicht einmal die Polizei interessierten sich wirklich für die Flugblätter der Organisation. Auch dem Pächter der Tankstelle war die Veranstaltung egal. Erst nach einer Stunde bemerkte er die Greenpeace-Aktivisten und ließ sie nach einer kurzen Diskussion gewähren. Sie würden ja keinen stören.

MARIJA LATKOVIC