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Mammut-Ressort kann nicht lange unbesetzt bleiben

■ Ein Nachfolger aus Bremerhaven wird schwer zu finden sein

Gestern wollte eigentlich noch niemand darüber sprechen. Aber die Nachfolge von Sozial- und Arbeitssenatorin Hilde Adolf wird notgedrungen schon sehr bald ein Thema sein. Immerhin steckt das Ressort sowohl im Bereich Arbeit wie in den Sozial-Abteilungen in großen Umbrüchen. Hier entstehen die stadteilorientierten Sozialzentern und lösen das Amt für Soziale Dienste in dezentrale Teile auf – dort hat die Privatisierung eines Teils der Arbeitsförderung in der BAG (bremer arbeit gmbh) das Ressort umgekrempelt. Zudem ist die Mammut-Behörde mit nur einem Staatsrat in der Führungsetage nicht gerade dick ausgestattet. „Man weiß nicht, was danach noch kommen soll“, beschrieb Carsten Sieling aus der SPD-Bürgerschaftsfraktion die Lücke, die der Tod von Hilde Adolf als Senatorin riss. Und „man sollte so etwas jetzt nicht übers Knie brechen.“

In Bremerhaven wird indes schon seit gestern Abend telefoniert und nachgedacht. Auch hier – wo viele langjährige persönliche Kontakte bestanden – herrscht Trauer. Die Seestadt aber hat angestammte Rechte auf einen Posten im Senat – daher wird vermutlich nicht überregional gesucht. Der stellvertretende Bremerhavener SPD-Parteivorsitzende Siegfried Breuer bedauert, dass man nicht viel Zeit haben werde, um sich Gedanken zur Nachfolge zu machen. Zumal es in der Seestadt personell nicht zum besten stehe. „Das wird keine Massenveranstaltung“, erklärt Breuer zu den möglichen Nachfolgern.

Im Parteivorstand gibt es nur eine Frau, Marlis Marken. Hinter vorgehaltener Hand fallen aber andere Namen. Nur einer habe Erfahrung mit dem Amt als Senator, heißt es: Uwe Beckmeyer. Unter seiner Führung standen schon das Arbeits- und auch das Häfenressort. Er ist allerdings auch für ein Mandat im Bundestag nominiert und fachlich nicht, wie es heißt, „erste Wahl“. Persönlich wollte auch er, der nur kurze Zeit nach dem Tod Hilde Adolfs an der abgesperrten Unfallstelle vorbeifuhr und entsprechend geschockt ist, gestern nicht zu einer mögliche Rückehr Stellung nehmen. Auch Wilfried Töpfer, enger Freund Hilde Adolfs und frisch gebackener Sozialdezernent verbat sich Spekulationen. Sollte sich kein sachlich kompetenter Nachfolger für die verwaisten Ressorts finden, halten einige auch eine Rotation im bestehenden Senat für denkbar. Anders als in Bremerhaven fand sich gestern in Bremen niemand, der das unbestrittene Recht Bremerhavens auf einen Senatsposten eingeräumt hätte. hey

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