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Mehr als Taliban

Afghanisches Museum in der Speicherstadt zeigt das Land, wie es nicht in den politischen Schlagzeilen vorkommt  ■ Von Claudia Scheirle

„Die Taliban? Nein, darüber haben wir hier gar nichts“, sagt Nek Mohamad, der Gründer und Besitzer des bundesweit einzigen afghanischen Museums in Hamburg. Über den Islam wolle er zwar gerne Auskunft geben, die Taliban habe er bei der Zusammenstellung der Museumsstücke jedoch ganz bewusst ausgegliedert. Schließlich wolle er den Besuchern die andere Seite seines Heimatlandes zeigen und nicht diese, die nun jeder durch die Fernsehbilder und Fotos kenne. Ihm sei wichtig zu vermitteln, wie die Menschen vor der Taliban-Herrschaft lebten, wie sie sich gekleidet und geschmückt und womit sie ihren Lebensunterhalt verdient haben.

Über Jahre hinweg hat der 52-jährige Mohamad die Ausstel-lungsstücke zusammengetragen, nach Hamburg gebracht und vor knapp vier Jahren das Museum in der Speicherstadt eröffnet. „Nun ja, leicht war es nicht gerade, all diese Dinge aus dem Land zu schaffen“, erzählt der Geschäftsmann. Doch gerade wegen aller Schwierigkeiten sei es ihm wichtig gewesen, den Menschen in Deutschland zu zeigen, dass es auch in Afghanistan vor der Taliban-Herrschaft eine lebendige Kultur gegeben habe. Eine Kultur voller Farbe, Freude und Leben – „auch wenn das viele Menschen hier zu Lande gar nicht vermuten“.

„Dass hier so viele bunte Dinge und Schmuck ausgestellt sind, wundert mich gar nicht – schließlich ist es eine orientalische Kultur“, sagt dagegen Museumsbesucherin Marlies Blümel. „Das bringt uns allen Afghanistan vielleicht doch ein Stückchen näher.“ Im Übrigen halte sie es für positiv, dass in dem Museum nichts über die Taliban gezeigt werde. „Es ist gut zu sehen, dass es in diesem Land nicht nur die Taliban, sondern auch noch etwas anderes gibt“, sagt die Lehrerin.

Über mangelndes Interesse an seinem ausschließlich privat finanzierten Museum kann sich Nek Mohamad seit den Terroranschlägen vom 11. September nicht beklagen. Sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder hat vorbeigeschaut. Vor allem Schulklassen kommen aber oft hierher und staunen über die Ausstellung. Beispielsweise darüber, dass Menschen in Afghanistan vor Jahren tatsächlich Schmuck, bunte Kleidung und Schuhe aus alten Autoreifen trugen, zum Brotbacken ein Loch in der Straße verwenden oder dass die so genannten Jurten eigentlich ganz gemütliche Behausungen sind.

Beim probeweisen Aufsetzen einer Burkha schleicht sich dann aber doch ein Gefühl der Beklemmung unter den Besuchern ein. Auch der 18 Jahre alte Christian Haberland probiert den Umhang mit dem postkartengroßen Sichtfenster an. „Die moslemische Religion an sich finde ich schon sehr interessant, aber an der Stellung der Frau sollte sich ganz schnell etwas ändern“, findet der Schüler.

Öffnungszeiten: Täglich von 10 bis 17 Uhr, Am Sandtorkai 32.

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