: Kein Bedarf an neuen Herbergen
■ Hotel-Verband klagt über immer mehr Betten bei stagnierenden Übernachtungszahlen. Hoffnungsträger: Musicals und Arena
Jammern gehört zum Geschäft. Also jammerte Manfred Schulze-Smolka, Präsident der Fachgruppe Hotels im Hotel und Gaststättenverband Hamburg, gestern ein wenig, um den Eingesessenen die Konkurrenz vom Leibe zu halten. „War es ein gutes Jahr?“, fragte er und gab sich die Anwort: „Nein.“ Dabei ist die Lage der Hotellerie durchaus durchwachsen und die Perspektiven sind nicht schlecht.
Während die Zahl der Hotelbetten im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent von 26.400 auf 27.600 gewachsen ist, nahm die Zahl der Übernachtungen zwischen Januar und August bloß um 0,1 Prozent auf gut drei Millionen zu. Die Auslastung sank von 47 auf 44 Prozent. Der Umsatz der Betriebe sank um zehn Prozent – allerdings stecken hinter dieser Zahl auch die Monate nach dem Terroranschlag vom 11. September bis einschließlich November. Es gebe in Hamburg keinen Bedarf an neuen Hotelbetten, schlussfolgerte Schulze-Smolka.
In einen langfristigen Zusammenhang gerückt, wirken diese Zahlen wenig dramatisch: Nach einer Analyse der Landesbank ist die Zahl der Hotelbetten seit 1980 fast kontinuierlich gewachsen. Ihre Auslastung hat sich, abgesehen von einem Gipfel 1990/1991 mit 54 Prozent, nicht wesentlich geändert. Für den aktuellen Rückgang machte Schulze-Smolka den Wechsel bei den Musicals verantwortlich.
Tourismus-Fachleute erwarten jedoch vom Start der Dauer-Musicals „Mozart“ und „König der Löwen“ einen neuen Sog, ebenso wie von der Arena im Volkspark, die im Herbst fertig sein soll. Als „besonders erfreulich“ bezeichnete Schulze-Smolka die Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Spiele 2012. „Das ist sehr sehr vorteilhaft für das Image“, lobte er.
Dessen Verbesserung könnte Hamburg gut gebrauchen, da es der Landesbank zufolge beim Auslandstourismus mit einem Anteil von nur 23 Prozent schlecht abschneidet, bei einem Rückgang vor dem 11. September um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die meis-ten Gäste kamen in absteigender Folge wieder aus Großbritannien, den USA, der Schweiz, den Niederlanden, Österreich und Schweden.
Vom neuen Bürgermeister verlangte Schulze-Smolka, mehr Geld für die Tourismus-Zentrale auszugeben. Schließlich habe Ole von Beust (CDU) angekündigt, Hamburg in die erste Liga der Städte bringen zu wollen. „Es gibt keine Großfirma, die expandieren will und gleichzeitig ihre Marketing-Abteilung streicht“, argumentierte der Hotelier. Im übrigen profitiere der Einzelhandel mit 900 Millionen Euro viel stärker vom Tourismus als die Hotellerie mit 350 Millionen Euro. Gernot Knödler
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