: Space Park: Betonhülle ohne Mieter?
■ Bremen muss sich um seine Touristen-Attraktion sorgen: „Keine Ergebnisse“ bei der Vermietung
Es sollte ein Tourismuskonzept mit verschiedenen Standbeinen werden: Musical, Space Park und Ocean Park. Alles sollte fertig sein, wenn die Expo-Millionen nach Norddeutschland kommen, träumten einige. Expo vorbei, Musical fast vorbei, vom Ocean Park ist keine Rede mehr – und der Space Park? „Der private Betreiber geht weiterhin davon aus, dass die Eröffnung des Space Park im Oktober 2002 möglich ist“, wird der Senat der Grünen Helga Trüpel auf ihre kleine Anfrage hin am Mittwoch in der Bürgerschaft erklären. Aber bei der „Vermietung der Flächen im Einzelhandelsbereich“ gebe es noch „kein Ergebnisse“. Bei solchen Senatsantworten steht die Wahrheit immer zwischen den Zeilen. „Es gibt keinerlei Auskunft über den Eröffnungstermin“, sagt Space Park-Sprecher Wolfgang Kiesel. Der Monat Oktober ist also genauso „möglich“ wie das Jahr 2003. Das Problem sind die fehlenden Mieter. Aber auch darüber schweigt Kiesel.
Das Einzelhandels-Zentrum, noch die größte Baustelle Norddeutschlands, sollte die Weltraum-Attraktion richtig attraktiv und rentabel machen.Vor einem Jahr hatte der Senat ausgeplaudert, der Kaufhof wolle im Space Park „Anker-Mieter“ werden, also Zugpferd für die kleinen Interessenten. Dafür wäre zwar kaum ein Tourist nach Bremen gekommen, aber immerhin war es ein Geschäft. „Es gibt keine Verhandlungen“, sagt der Sprecher des Kaufhof in Köln zum Thema Space Park. Der Kaufhof gehört zum Metro-Konzern. Und auch die Metro-Töchter (Real, Coop) fänden den Standort „nicht interessant“, weil es im Umfeld genügend Geschäfte gibt, sagt der Sprecher. Die Metro-Gruppe betreibt bereits den Weserpark und kennt den Bremer Markt sehr genau.
Findet die Konkurrenz von Karstadt den Standort interessant? „Es ist nicht Aufgabe der Karstadt Warenhaus-AG, sich öffentlich über die Qualität von Immobilien am Standort Bremen zu äußern“, heisst es. „Wir konzentrieren uns auf die Bewertung von Standorten vorrangig unter dem Gesichtspunkt, ob sie für unsere unternehmenspolitischen Ziele relevant sein können.“ Space Park-Gelände? Nicht relevant. Um den Oktober dürfte die Beton-Hüllle fertig sein. Bis heute ist unklar, wer einziehen soll. Bis heute haben die Betreiber der Köllmann-Gruppe auch keinen Betreiber für das iGroßkino und das Gotel finden können. Beide sollen zur Not von Köllmann selbst betrieben werden. Klar ist derzeit: Wer derart unter Zeitdruck steht, muss bei seinen Preisvorstellungen „flexibel“ sein – nach unten.
Es wäre verwunderlich, wenn die Investoren von der DEGI, dem Immobilienfonds der Dresdener Bank, die die Gebäude des Space Park finanziert haben, sich nicht Sorgen machen würden. Verwundert sind sie aber über etwas anderes: In Bremen wurde den Wirtschaftsförderungs-Ausschüssen erzählt, die DEGI habe das Grundstück früher als geplant gekauft und die Kaufsumme von 26 Millionen Mark deshalb Anfang 1999 als zinslosen Kredit zur Verfügung gestellt bekommen. “Wir haben kein Darlehen von Bremen bekommen“, erklärt die DEGI.
Nach Auskunft des Wirtschaftsressorts hat nicht die DEGI-Tochter 26 Millionen Mark bekommen, sondern die Projektentwickler – eine Köllmann-Tochter, an der die DEGI keine Anteile hat. De facto wurde mit dem Bremer Kredit, der seit Ende 2000 verzinst werden muss, Köllmann geholfen. Das Geld soll laut Wirtschaftsressort, „zurückgeführt“ werden. Das dürfte nicht passieren. Da Bremen sich verpflichtet hat, das Space Park Projekt mit 77,5 Millionen Mark zu fördern, aber nicht die ganze Summe EU-konform gezahlt werden dann, will die Stadt den Kredit in eine Gesellschafter-Einlage an der Köllmann-KG umwandeln. Indirekt wäre Bremen dann doch am Risiko des Space Park und sogar des gesamten Köllmann-Unternehmens beteiligt. Klaus Wolschner
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