FDP kritisiert Taliban-Haft

USA reagieren abwehrend auf europäische Kritik an Taliban-Haftbedingungen

GUANTÁNAMO/BERLIN ap/rtr ■ Die Zahl der auf dem US-Stützpunkt Guantánamo inhaftierten Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer ist nach offiziellen Angaben auf 144 gestiegen. Der Streit über ihre Behandlung geht weiter. Die britische Regierung hatte die USA am Sonntag um eine Erklärung für Fotos gebeten, die die Häftlinge unter anderem mit Masken vor Mund und Nase und Fausthandschuhen zeigen. Ein US-Militärsprecher sagte, die Bilder seien kurz nach der Ankunft der Gefangenen auf Guantánamo entstanden. An Bord eines C-141-Frachtflugzeugs werde es sehr kalt, daher hätten die Männer auf dem Flug von Afghanistan nach Kuba Mützen und Handschuhe getragen. Die zugeklebten Schutzbrillen, die auf den Fotos zu sehen sind, begründete der Militärsprecher mit Sicherheitsaspekten.

Auch die schwedische Außenministerin Anna Lindh rief die USA gestern auf, den Gefangenen mit schwedischer Staatsbürgerschaft fair zu behandeln. In Berlin protestierte FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper, es sei unglaublich, wie die internierten mutmaßlichen Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer behandelt würden. Anders als die britische Regierung sehe die Bundesregierung untätig zu. Die internierten Afghanen dürften „nicht wie Tiere eingepfercht“ werden, sagte sie. Auch der Außenpolitikkoordinator der Europäischen Union, Javier Solana, forderte gestern, die Inhaftierten als Kriegsgefangene nach der Genfer Konvention zu behandeln. Derzeit hält sich ein vierköpfiges Team des Interationalen Roten Kreuzes zu Gesprächen mit den Gefangenen in Guantánamo auf.