: trotz spreewasser: das jakob-kaiser-haus wird aufgeschlossen
Acht alte und neue Gebäude im Schatten des Reichstags werden heute offiziell an die Parlamentarier des Bundestages übergeben. Der Glaspalast für die Volksvertreter ist nach der Eröffnung des Paul-Löbe-Hauses der zweite Bürokomplex für die Abgeordneten, Bundesbeamten und wissenschaftlichen Dienste. Und er ist noch größer als die erste „Parlamentsmaschine“ im neuen Berliner Regierungsviertel. In dem 152.000 Quadratmeter großen Gebäudekomplex, der für 720 Millionen Euro realisiert wurde, sind 1.640 Büros untergebracht. Der nach dem Bundestagsabgeordneten und Mitgründer der CDU, Jakob Kaiser, benannte Superbau sollte bereits im Jahr 2000 übergeben werden, benötigte aber ganze fünf Jahre für die Fertigstellung, da wegen schlampiger Fundamentarbeiten Grundwasser der Spree in die Gruben floss. Unter den für 5 Millionen Euro gestalteten Kunst-am-Bau-Installationen nehmen die Architekten WES und Partner mit ihrem Objekt „Das eindringende Spreewasser“ darauf Bezug. Zu den schönsten Werken gehören jedoch das Objekt „Auf und ab und unterwegs“ aus vier in der Luft hängenden Achter-Rennbooten von Christiane Möbus und eine Zementtreppe im Innenhof, die ins Nichts führt. Von dem Nürnberger Künstler Hans Peter Reuter wurden Wände mit 2.000 geometrischen Formen in intensiv leuchtendem Blau gestaltet, deren dekorative Komposition an ein Alterswerk von Salvador Dalí „Steine fallen vom Himmel“ erinnert.
Auch ausländische Künstler waren bei der Kunst am Bau im Jakob-Kaiser-Haus beteiligt. Der Israeli Dani Karavan aus Tel Aviv gestaltete einen Innenhof bis nahe an die Spree mit 19 verschiedenen, meterhohen Glasplatten. Dort sind die im Grundgesetz in der Fassung aus dem Jahr 1949 verbürgten Rechte zu lesen. „Diese 19 Grundrechtsartikel sollen unmittelbar an der Spree, die einst Ost- und Westberlin trennte, an die schwierigen Jahre der Gründung der jungen deutschen Demokratie in Bonn erinnern“, erklärt Andreas Kaernbach, der Kurator der Kunstsammlungen des Bundestages. Der dänische Künstler Per Kirkeby schuf eine Figur in Form einer vier Etagen hohen Backsteinwand mit Fensterdurchbrüchen, die als „zweckfreie Architektur“ das Wechselspiel von Skulptur und Architektur thematisiert. ROLAFOTO: ROLF ZÖLLNER
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