: Begehrtes Alsterufer
Bürohaus-Pläne an der Deelböge. Ruderclub bangt um Existenz ■ Von Gernot Knödler
Der Akademische Ruderverein Alania zu Hamburg (ARV) an der Alster fürchtet, von einem Bürohochhaus verdrängt zu werden. Zwar darf der Verein das Gelände nach einem Vertrag mit der Stadt bis 2014 nutzen. Doch das Gelände soll komplett umgestaltet werden. Dabei fühlt sich der Verein nicht ausreichend informiert und eingebunden. „Alle Beteiligten gehen davon aus: Der Ruderclub muss weg“, sagt Vereinsmitglied Gernot Imgart. Das ärgert ihn, zumal die Modalitäten einer etwaigen Verlagerung der Vereinsgebäude völlig unklar seien. Eine am Reißbrett geplante Verlegung bedrohe die Exis-tenz des Vereins.
Heute abend soll im Hellwig-Gymnasium in der Wilhelm-Metzger-Straße die erste öffentliche Diskussion zu dem neuen Bebauungsplan Alsterdorf 19 stattfinden, der eigens für das Gelände an der Deelböge aufgestellt werden soll. Neben dem Club liegt dort ein niedriges Bürogebäude und der Bootsverleih Wüstenberg.
Nach Auskunft des Bezirksamtes Nord will ein Investor das exis-tierende Gebäudeensemble abreißen und das Gelände neu gestalten. Geplant sei ein vier- bis siebenstöckiges Bürohaus. Der Ruderclub, so Pressesprecher Peter Hansen, solle verlagert werden und sich mit dem Bootsverleih ein Grundstück teilen. Für die Verschiebung der Vereinsgebäude müsse der Investor aufkommen. Die Sorgen des Ruderclubs seien unbegründet. „Die bleiben in derselben Ecke“, verspricht Hansen.
Die Alania bezeichnete diese Pläne in einem offenen Brief an Sportsenator Rudolf Lange (FDP) als unrealistisch. „Eine Zusammenlegung mit einem Gewerbebetrieb (sogenannte Garagenlösung) bedeutet das Aus für einen organisch gewachsenen Verein“, heißt es dort. Eine baulich bedingte Unterbrechung des Rudertrainings schon für eine Saison könne den wachsenden Verein zum Zerbrechen bringen. Der Verein befürchtet, künftig nicht meht ausreichend Platz zu haben.
Der Club ist nach eigenen Angaben bisher nur vom Sportamt auf die Pläne hingewiesen worden und entsprechend irritiert. Dessen Direktor, Hans-Jürgen Schulke, stärkt der Alania den Rücken: „Wo Sportflächen sind, sollen auch Sportflächen bleiben“, sagt er.
Thomas Beyer vom Hochschulsport hofft auf eine Lösung wie am Isekai, wo im Rahmen eines ähnlichen Vorhabens das Ruderhaus der Universität neu gebaut wurde. Der Verein dürfe nicht von der Wasserkante verdrängt und kaputtgemacht werden. „Für das Rudern in Hamburg wäre das ein echter Verlust“, findet er.
Am 7. Februar wird sich der bezirkliche Stadtplanungsausschus mit dem Thema befassen. Sprecher Hansen zufolge verlangt der Bezirk, dass der Investor einen Architektenwettbewerb ausschreibt. Dabei solle eine Möglichkeit gefunden werden, das Alsterufer so weit wie möglich zugänglich zu machen. Weitere Pflöcke könnten die Alsterdorfer heute abend einschlagen.
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