Friedhof der Polit-Tiere

Schill-Fraktion in Bergedorf will muslimischen Friedhof verhindern. CDU hatte bereits zugestimmt und gerät nun in Zwickmühle  ■ Von Elke Spanner

Muslimische BestatterInnen in Hamburg haben bisher mehr mit Flughäfen als mit Friedhöfen zu tun. Denn die meisten hier lebenden – nichtdeutschen – Muslime lassen sich im Herkunftsland ihrer Familie beerdigen. Um ihnen zu ermöglichen, sich dem Islam entsprechend bestatten zu lassen, hat die Bezirksversammlung Bergedorf in der vergangenen Legislaturperiode beschlossen, ein muslimisches Bestattungsfeld und darauf ein Gebäude für die rituelle Toten-Waschung einzurichten. Die Schill-Fraktion hat nun jedoch den Antrag eingebracht, die Planung einzustellen: Die muslimische Bevölkerung solle den Friedhof selber bezahlen, denn gegenüber „dem Steuerzahler“ sei es nicht zu verantworten, „für jede Religion und deren Bestattungsrituale in die Pflicht genommen zu werden“.

Selbst die Abgeordneten des Koalitionspartners CDU sehen dem kommenden Donnerstag, an dem der Antrag behandelt wird, mit gemischten Gefühlen entgegen. Damals hatte auch die CDU den Beschluss mitgetragen, und die steht der Errichtung eines muslimischen Friedhofes in Bergedorf „grundsätzlich positiv gegenüber“, so Geschäftsführerin Sandra Buiarra. Ihre Fraktion hat entschieden, den Schill-Antrag zunächst in den Ausschuss für Landschaftsplanung zu verweisen, damit HaushaltsexpertInnen die Finanzierung erneut prüfen können.

Das muslimische Bestattungsfeld aus Kostengründen zu verweigern, verstößt nach Ansicht der örtlichen SPD-Fraktion hingegen gegen die Verfassung. Denn die sieht die Religionsfreiheit vor. Wenn die Stadt Grabstätten für Christen bereithalte, so SPD-Fraktionsgeschäftsführer Bernd Oltmann, sei es unvereinbar mit dem Grundsatz auf Gleichbehandlung, Muslimen dieses verweigern. Die Jusos wenden sich zudem gegen das Schill-Argument, den hiesigen SteuerzahlerInnen dürften die Kosten nicht zugemutet werden. Zum einen, so Juso Jan Gerbitz, zahlen auch Muslime Steuern. Zum anderen würde es deren Status nicht gerecht, von einer Religion unter vielen zu sprechen. Muslime bilden nach Chris-ten die am stärksten in Hamburg vertretene Religionsgemeinschaft.

Bisher ist eine rituelle Bestattung auf den Friedhöfen Ohlsdorf und Öjendorf möglich. Im vorigen Jahr wurden laut Sprecherin Sabine Blum in Öjendorf rund 60, in Ohlsdorf 24 MuslimInnen beigesetzt. Dort sei viel Platz, sagt Blum, weswegen sie die Notwendigkeit eines eigenen muslimischen Friedhofes in Bergedorf infrage stellt.

Der Bedarf sei jedoch eindeutig vorhanden, wendet Christine Els-Meltzer von der Garten- und Friedhofsabteilung des Bezirksamtes Bergedorf ein. Die im Bezirk lebenden muslimischen Gemeinden hätten das Projekt deshalb selber angeregt. Die anderen Friedhöfe seien von Bergedorf zu weit entfernt, und der Bedarf werde in Zukunft noch zunehmen: Die Muslime der ersten Einwanderergeneration hätten oft noch starke Verbindungen zum Herkunftsland, weswegen sie auch dort bestattet werden wollten. „Mittlerweile lebt hier aber die vierte Generation, und beispielsweise Türken, die hier geboren und aufgewachsen sind, wollen sich später auch hier beerdigen lassen.“

Sollte es bei den bisherigen Planungen bleiben, könnte mit der Herrichtung des Friedhofes noch in diesem Jahr begonnen werden. Das als Waschhaus vorgesehene Gebäude sei dafür sehr geeignet – und laut Bebauungsplan ohnehin nur für Friedhofszwecke zu nutzen.