grüne lohnvorstellung: Mit Vollgas in die Opposition
„Konstruktiv, kreativ, kritisch“ wollen die Grünen Oppositionsarbeit machen. Besonders kreativ ist es allerdings nicht, was sie jetzt vorschlagen. Die Forderung, auch die Senatoren beim Sparen anzuzapfen, gehört in die alte Gleichmacher-Argumentationskiste. Unterschwellige Botschaft: An „die da oben“ müsse man am ehesten mal ran. Auf den ersten Blick scheint das logisch: Wer viel verdient, kann eher etwas abzwacken als einer, der ganz unten steht.
Kommentar von STEFAN ALBERTI
Dummerweise wird die Welt aber weniger von Idealisten bevölkert als von Menschen, die aufs Geld schauen. Und ein politischer Posten wie der eines Senators hat nicht nur etwas mit Ruhm und Ehre zu tun – er muss auch etwas aufs Konto bringen. Groß ist sonst das Lamento, keine Quereinsteiger aus der Wirtschaft finden zu können, die mit ihrer Fachkompetenz in politische Spitzenämter gehen. Denn in der Politik ist schlicht deutlich weniger zu verdienen.
Wechsler wie der parteilose Bundeswirtschaftsminister Werner Müller sind die Ausnahme. Die guten Leute, die bei Regierungsbildungen gesucht werden, sitzen eben meistens auch auf gut dotierten Posten. Um sie dort wegzuholen, darf ein Land nicht auch noch das vergleichsweise Wenige beschneiden, was es geben kann. Das mag sich angesichts von monatlichen Bezügen jenseits der 10.000-Euro-Grenze lesen wie Jammern auf hohem Niveau. Es wäre ja nett, wenn jemand nur für ein Butterbrot und aus reinem Idealismus gute Politik machte. Aber wenn ein hoch bezahlter, fähiger Kopf auch nur ein, zwei gute Ideen hat, dann ist jene halbe Million Euro Einsparpotenzial an der Senatsspitze nur als Peanuts zu betrachten – und die grüne Verzichtsforderung als populistisch und kontraproduktiv.
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