: Harter Arbeitskampf im Wahlkampf
IG Metall verlangt 6,5 Prozent mehr Lohn. Die Sozialdemokraten tun sich schwer mit den Forderungen der Gewerkschaften: Schröders Arbeitsminister Riester warnt vor Streiks, SPD-Generalsekretär Müntefering zeigt Verständnis für die Arbeitnehmer
von LUKAS WALLRAFF
Das hat dem Kanzler gerade noch gefehlt. Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Lohn und droht mit Streiks. Nach den schlechten Arbeitslosenzahlen und dem Desaster beim NPD-Verbotsverfahren wäre ein harter Arbeitskampf mitten im Wahljahr so ungefähr das Schlechteste, was Gerhard Schröder (SPD) noch passieren könnte. Denn dann müsste er herumeiern zwischen dem Gewerkschaftsflügel seiner Partei und seinem gern gepflegten Image als „Genosse der Bosse“.
Wie schwer sich die SPD damit tut, zeigte sich schon gestern. Während Arbeitsminister Walter Riester vor Streiks warnte und die Gewerkschaften ermahnte, „das Klima nicht zu belasten“, pflegte Generalsekretär Franz Müntefering die traditionelle Wählerschaft. „Natürlich ist klar, dass die Arbeitnehmer einen angemessenen Teil dessen bekommen müssen, was erwirtschaftet wird“, sagte Müntefering kurz nachdem die IG Metall verkündet hatte, dass sie ihre Forderung nach Lohnerhöhungen um 6,5 Prozent für die 3,6 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektrobranche notfalls mit Streiks durchzusetzen gedenkt.
Die größte Industriegewerkschaft begründete ihre Forderung mit dem „Nachholbedarf“, den die Beschäftigten nach der Tarifrunde vor zwei Jahren hätten. IG-Metall-Vize Jürgen Peters sagte, seine Gewerkschaft orientiere sich an der Produktivitätsentwicklung und der Preissteigerungrate. Hinzu komme diesmal eine so genannte Umverteilungskomponente, mit der die Arbeitnehmer einen Anteil an den gestiegenen Gewinnen der Unternehmen verlangten. Insgesamt also 6,5 Prozent mehr Lohn.
Die Metallarbeitgeber lehnten diese Forderung wie erwartet als überzogen ab. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel sagte daraufhin, seine Gewerkschaft ziehe eine Lösung am Verhandlungstisch zwar vor. Sollte von den Arbeitgebern aber kein Signal für einen angemessenen Tarifabschluss kommen, werde es eng werden. Die Tarifverhandlungen beginnen im Februar. Erste Warnstreiks sind nach Ablauf der Friedenspflicht unmittelbar nach Ostern möglich.
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