: Spielbudenplatz wird umgebaut
Baubehörde finanziert erhoffte Spenden vor. Mäzene gesucht ■ Von Gernot Knödler
Der skandalgebeutelte Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) durfte gestern ausnahmsweise mal eine positive Nachricht verkünden: Der Spielbudenplatz in St. Pauli soll ab Frühjahr 2003 zum Kunstwerk umgebaut werden. Nachdem schon der alte Senat knapp 1,8 Millionen Euro für eine Pflasterung des Sandplatzes eingeplant hatte, will Schwarz-Gelb-Schill jetzt weitere 2,5 Millionen Euro für dessen Möblierung bereitstellen. „Der Senat tritt mit dieser Summe in Vorleistung, in der Erwartung, diese über Sponsorengelder wieder hereinzubekommen“, erläuterte der Bausenator gestern.
Diese Lösung könnte die jahrzehntelange Diskussion um die Neugestaltung des Spielbudenplatzes beenden. Das Konzept dafür stammt von der Pariser Künstlerin Niki de St. Phalle, die es jetzt im Auftrag des Senats konkretisieren soll. Angeregt hatte die Umgestaltung 1996 das Unternehmen „vivre“, zu dem sich eine Gruppe von Theaterleuten und Architekten um Norbert Aust, den Mitgründer von Schmidts Tivoli, zusammengeschlossen hatte. St. Phalles Entwurf setzte sich 1997 in einem Bürgerwettbewerb durch.
An beiden Enden des gut 300 Meter langen Platzes werden demnach 20 Meter lange und bis zu neun Meter hohe Drachen aufgebaut, die sich per Laserstrahl in die Augen blicken. Der Platz soll ein schwarz-weiß-mäanderndes Pflaster erhalten und durch ein Bächlein und eine lange Sitzbank von der Straße getrennt werden. Zu beiden Seiten der Taubenstraße werden Brunnen von Niki de St. Phalle aufgebaut.
Mettbach übte sich gestern in puncto Finanzierung in Optimismus: „Es gibt Sponsoren, mit denen wir im Gespräch sind.“ Wenn das Projekt teurer komme als geplant, müssten eben weitere gefunden werden. Für das Bächlein und die lange Bank gibt es aber noch keine Finanzierung. Oberbaudirektor Jörn Walter unterstützte Mettbach mit dem Argument, dass das „im Grunde ein künstlerisches Projekt“ sei und somit einen speziellen Typus potentieller Geldgeber anspreche.
Corny Littmann, Betreiber von Schmidt's Tivoli, der als Anlieger für eine Gestaltung des Platzes gekämpft hatte, zeigte sich positiv überrascht: „Wir freuen uns ausgesprochen über die rasche Senatsentscheidung“, sagte er und meldete gestern erneut den Anspruch der Anlieger an, den Platz mit Hilfe eines Platzmanagers zu betreiben. Sein Mitstreiter Aust: „Wir müssen den Umbau dieses Stadtteils zu einem Kunst- und Kulturzentrum vorantreiben.“
Die Anliegergemeinschaft überreichte Mettbach ein Nutzungskonzept, das verschiedene Arten von Märkten vorsieht, Sportveranstaltungen, Ausstellungen sowie Feste, Feten und Festivals, wie sie zum Teil bisher schon auf dem Platz stattfinden, etwa die Grand Prix Party oder das Straßentheater-Festival. Die Pflasterung des Platzes samt der geplanten Strom- und Wasseranschlüsse schafft hierfür die Voraussetzungen.
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