: Ausnahme macht Gesetz erträglich
■ Sozialressort gibt nach: Auch ältere Kinder dürfen in den Hort
Der Ärger der HortlerInnen war groß: Nur noch Grundschulkinder und nicht, wie bisher Kinder bis zum zwölften Lebensjahr, sollten in Zukunft einen Hortplatz bekommen. So jedenfalls steht es im neuen Kindergarten- und Hort-Gesetz, das seit Anfang des Jahres Anwendung findet.
„Eine Anmaßung“, empört sich Christina Heiland, Heimleiterin der Kindertagesstätte Hardenbergstraße, über die amtliche Altersgrenze. Schließlich gäbe es auch Kinder, die noch in der fünften und sechsten Klasse einen Hortplatz benötigten.
Der Protest der HortlerInnen beim Amt für Soziale Dienste zeigte jetzt Wirkung. Staatsrat Arnold Knigge vom Bremer Sozialressort verkündete gestern: „Es ist auch jetzt im Einzelfall noch möglich, dass Kinder, die dem Grundschulalter entwachsen sind, weiter den Hort besuchen.“ Voraussetzung sei aber, dass „besondere pädagogische Notwendigkeiten oder individuelle Lebenssituationen des Kindes“ vorlägen. Damit können die HortlerInnen leben. Heiland ist zufrieden: „Wenn wir die Möglichkeit haben, über die Vergabe der Hortplätze zu entscheiden, geht das in Ordnung.“
Einen Hortplatz wird trotzdem nur ein Bruchteil der Kinder erhalten. „Das Hauptproblem ist die eklatante Unterversorgung mit Plätzen“, erklärt Rolf Wroblewski vom Gesamtelternbeirat der städtischen Kindertagesstätten. Nur jeder dritte Wunsch nach einem Hortplatz könne in Bremen erfüllt werden. Mehr Hortplätze kann sich Bremen aber nicht leisten: „Die finanziellen Möglchkeiten sind ausgeschöpft“, sagt Heidrun Ide, Sprecherin im Sozialressort.
Insgesamt neun Kriterien legt die im Dezember von der Bürgerschaft beschlossene Aufnahmeordnung fest, nach denen die Plätze vergeben werden. Die besten Chancen haben danach Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen oder mit berufstätigen Eltern. Erst an zweiter Stelle spielt das Alter bei der Auswahl eine Rolle. Hier gilt: Die Jüngeren haben den Vortritt. Auch in Zukunft wird sich also an der Altersstruktur in den Horten nicht viel ändern. Heiland: „Schon vor Jahren haben in manchen Stadtteilen auch 9-Jährige keinen Platz bekommen.“ hoi
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