Zeitreise ohne Erlebnischarakter

■ Die Siemens-AG stellt Computer in einer Aula auf und sich selbst dar

Geheimnisvoll blaugrün flimmern die Bildschirme der zehn Computer in der Aula des Schulzentrums Findorff. Nach einer Ausstellung sieht das nicht aus, es sei denn, es ginge darum, die technischen Kapazitäten der Siemens-AG zu zeigen. Die nämlich hat jene Multimedia-Schau, die noch bis zum 20. Februar zu sehen ist, im Rahmen ihres Förderprogramms „Jugend und Wissen“ konzipiert.

Eine Zeitreise soll sich am PC ereignen. Geführt von „EVA 2000“, einem brünetten, virtuellen Superweib, betritt der Besucher die „Cyber Hall“, wo er in die Arbeit mit dem Programm eingewiesen wird. In Rubriken wie Familie, Freizeit, Gesellschaft oder Kultur kann sich der Teilnehmer durch knapp gehaltene Informationen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft klicken, in denen High-Tech eine Rolle spielt. Ein Glossar erklärt Fachbegriffe, interaktive Einheiten laden zum Herumprobieren ein, etwa zur Erstellung eines Zeitungs-Layouts. Ist ein Themenbereich restlos abgegrast, wird eine „Quizrunde“ eingeläutet, die abprüft, was von den eben konsumierten Informationen hängen geblieben ist. Eine nette Spielerei, aber von Reisegefühl keine Spur.

Werner von Siemens war ein Pionier der Elektrotechnik, auf diesem Gebiet sind auch seine Nachfolger spitze. Als Ausstellungsdidaktiker machen sie leider keine ganz so überzeugende Figur. Die Tatsache, dass die maximal 30 Schüler, die gleichzeitig in der Schau aktiv sein können, in Gruppen gegeneinander antreten und Punktezahlen erhalten, bestärkt jedenfalls den Eindruck, dass man die „Ausstellung“ ebenso gut als CD-ROM für den heimischen PC hätte gestalten können.

Ein „Mosaiksteinchen“ in der großen Vision von einer engeren Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Schule, wie sie von Bildungssenator Willi Lemke beschworen wird, mag diese Ausstellung sein, eine gelungene PR-Aktion der Siemens-AG sowieso. Nur eines ist sie leider nicht: ein Erlebnis. kut