DER AGRARBERICHT DER BUNDESREGIERUNG BELEGT KLEINE ERFOLGE
: Mehr Ökologie rettet Arbeit

Der Agarbericht der Bundesregierung stimmt optimistisch: Außer den BSE-geschädigten Rinderzüchtern haben die meisten Bauern im vergangenen Jahr besser verdient; und die Zahl der Biobetriebe stieg innerhalb des Jahres 2001 um über 20 Prozent. Wenn es so weitergeht, erreichen die ökologisch produzierten Waren bald 10 oder gar 20 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion – und damit die von Bundesministerin Renate Künast angepeilte Größenordnung.

Das ist schön, aber keineswegs genug. Denn der wichtigste Umschwung fehlt nach wie vor: Die Förderung der Bundesländer und der EU drängen die Landwirte immer noch zur Überproduktion. Denn bisher zählt für die Höhe der Subventionen praktisch nur, wie viel Fläche ein Betrieb hat und wieviel er verkauft, nicht aber die Art der Produktion und der Nutzen für Land und Leute. Das muss endlich anders werden. Zu Recht will Renate Künast mit ihrem so genannten Modulationsgesetz einen Teil der EU-Agrargelder umleiten. Künftig sollen auch Naturschutz oder die Zahl der Arbeitsplätze, die durch die landwirtschaftliche Produktion und Vermarktung geschaffen werden, bei den Zuschüssen eine Rolle spielen.

Das große Manko der Künast’schen Modulationsreform: Nur 2 Prozent der Subventionen sollen umgeleitet werden. Das ist viel zu wenig, ja die EU würde sogar das Zehnfache erlauben. Doch die Landwirtschaftsreformer haben sich nicht mehr zugetraut. Und selbst diese winzigen 2 Prozent wurden von der deutschen Agrarlobby heftig bekämpft. Wie die Atomindustrie fürchtet die Agrarindustrie den Einsteig in den Ausstieg. Wenn man sich für die 2 Prozent Ökosubventionen freikaufen könnte, wäre das für die Großproduzenten noch erträglich. Aber auch die EU-Kommission und diverse andere Länder der Union wollen endlich weg von Subventionen für Spritzmittel und Kunstdünger. Deshalb gilt es für die Etablierten, jede Reform im Keim zu ersticken.

Auf Dauer werden sie eine Umwidmung der Agrarsubventionen nicht verhindern können, spätestens wenn die osteuropäischen Länder der EU beitreten, muss sich etwas tun. Wenn diese Reformen jedoch zu lange hinausgeschoben werden, kommen sie für viele bäuerlichen Landwirte zu spät. Dann sind sie längst pleite, weitere hunderttausende Arbeitsplätze auf dem Land sind vernichtet, und die Großbetriebe haben sich endgültig durchgesetzt. Hat da nicht einmal der Kanzler was gegen Agrarfabriken oder so etwas Ähnliches gewettert? Vielleicht sollte er mal wieder eine Bauernrede halten. REINER METZGER