piwik no script img

Protest gegen Abriss

■ Justizzentrum am Wall ja, aber bitte auch die Nachbarhäuser erhalten

Wird die ehemalige Bremer Gestapo-Zentrale, das Haus Am Wall 199, abgerissen, damit dort ein großes Justizzentrum entstehen kann? Das könnte die Folge von Plänen des Justizressorts sein, das alle Bremer Gerichte im Polizeihaus und drei angrenzenden Gebäuden ansiedeln will – direkt bei Amts- und Landgericht. Das Ziel ist, mit weniger Personal wirtschaftlicher zu arbeiten. Auch der Senat favorisiert diese Pläne. Unklar ist bislang, ob die Fassaden der Gebäude erhalten bleiben.

Für den Erhalt der alten Häuserfronten hat sich der Landesdenkmalschützer ausgesprochen – ebenso der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Stadt, Wolfgang Grotheer. Auch die Bremer Grünen wollen „die historischen Bürgerhäuser“ bewahren, die Justizstaatsrat Ulrich Mäurer als „keinen Kulturschatz der Menschheit“ bezeichnete.

Der Traum der Justizverwaltung, die schon seit Jahren eine Bleibe für ein „Justizzentrum“ sucht, wird bislang in zwei Etappen geträumt. Als so genannte „kleine Lösung“ gilt es, das Verwaltungs- und Oberverwaltungs-, sowie Sozial- und Landessozialgericht und das Finanzgericht in die oberen Etagen des Polizeihauses zu holen. 4.500 Quadratmeter stehen dort zur Verfügung. Die unteren Etagen bleiben für die Stadtbibliothek reserviert.

In einem zweiten Schritt sollen schnellstmöglich Oberlandesgericht, Staatsanwaltschaft und Generalstaatsanwaltschaft sowie Arbeits- und Landesarbeitsgericht weitere rund 4.000 Quadratmeter beziehen – und zwar in den drei benachbarten Häusern am Wall, darunter das Ex-Gestapo-Haus.

Auch städtebaulich sei diese Planung interessant, warb gestern im Rechtsausschuss der Bürgerschaft Justizstaatsrat Ulrich Mäurer. Denn das Justizzentrum würde nur die jeweils oberen Etagen besiedeln, die zudem durch Brücken direkt mit den angrenzenden Gerichten verbunden wären. Unten könnte also Einzelhandel die „Flaniermeile“ am Wall verlängern. Auch sei das Erdgeschoss des Amtsgerichts anders nutzbar, sobald die dortige Gerichtsbibliothek einen neuen Standort im Polizeihaus fände.

Die Abgeordneten im Rechtsausschuss sprachen sich gestern wohlwollend für die große Lösung aus. Allerdings forderten die Grünen, auch in die Pläne für etwaige Alternativen eingeweiht zu werden. Unterdessen forderte der SPD-Unterbezirksvorsitzende Grotheer Aufklärung darüber, „warum der Senat beim umstrittenen Verkauf des Gebäudes an die Firma Zech öffentlich den Eindruck erweckte, als seien alle Räume im Komplex schon an Mieter vergeben. ede

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen