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hertha entlässt röberAnleihe bei Machiavelli

Und die Moral von der Geschicht? Traue deinem Manager nicht. So einfach verhält es sich freilich nicht, obgleich Dieter Hoeneß eine tragende Rolle im Ränkespiel um die Entlassung des Trainers Jürgen Röber zufällt. Bereits im September kam Hoeneß darauf, dass die langjährige Verbindung zwischen Hertha und Röber zuende gehen muss, will der Fußballbundesligist den hohen Ansprüchen des Präsidiums genügen.

Kommentarvon MARKUS VÖLKER

Röbers Demontage auf Raten begann früh. Der schleichende Prozess der Entmachtung fand nun sein Ende in der vorzeitigen Beurlaubung des Übungsleiters, der sein Seelenheil in der autosuggestiven Erkenntnis suchte: „Aber eigentlich geht es mir doch ganz gut.“

Spätestens nach dem Aus im Pokal war auch der vorzeitige Abgang Röbers programmiert. Die letzte Verbindung zum Erfolg war gekappt, das Feld, auf dem Röber, die „lame duck“, bis Saisonende hätte vegetieren können, dahin. Hoeneß war stets eifrig bemüht, die Trennung als moralisches Lehrstück zu verkaufen. Er garantierte einen sauberen Abgang, psalmierte allerorten, es herrsche größtes Einvernehmen zwischen den Parteien.

Doch hinter den hehren Worten verbarg sich machiavellistisches Geschick. Es prägte sich der Eindruck ein, Hoeneß habe, während er Röber in Sicherheit wiegte, Geheimdiplomatie betrieben. Die neugierige Öffentlichkeit, die um Gottes willen kein Wind vom doppelten Spiel bekommen sollte, wurde hingegen mit Phrasen mesmerisiert. Am Samstag rollt der Ball wieder. Trifft Preetz ins Tor, ist all dies wieder vergessen. Hoeneß wird‘s freuen.

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