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Lizenz zum Schächten

Am 22. Februar, dem Opferfest, werden Muslime eine Sondererlaubnis zum Schlachten ohne Betäubung haben

GÖTTINGEN/BERLIN taz ■ Anlässlich des islamischen Opferfestes am 22. Februar, an dem traditionell in fast jedem muslimischen Haushalt ein Schaf geschächtet wird, will das Bundesverbraucherschutzministerium dafür sorgen, dass die Veterinär- und Ordnungsämter in den Bundesländern Sondergenehmigungen zum Schächten zuvor nicht betäubter Tiere erteilen.

„Ein Minimum an Regeln“ solle verhindern, dass in den muslimischen Hinterhöfen „wilde Anarchie“ ausbricht, erklärte die Leiterin des Referats Tierschutz des Ministeriums, Karin Schwabenbauer, der taz. Am Mittwoch werden sich zudem Vertreter der muslimischen Dachverbände mit Beamten des Verbraucherministeriums treffen, um über weitere Fragen des Schächtens zu beraten.

Das Bundesverfassungsgericht hat im Januar Muslimen das grundsätzliche Recht zugesprochen, mit einer Sondergenehmigung auch unbetäubte Tiere zu schlachten. Die nun angestrebte Ausnahmeregelung zum Opferfest können Privatpersonen erhalten, wenn sie bei der zuständigen Behörde eine improvisierte Sorgfaltsprüfung erfolgreich ablegen. Dort müsse der Antragsteller möglicherweise demonstrieren, dass er mit einem großen Messer mit einem Schnitt ein Stück Fleisch zerteilen kann, erläuterte Schwabenbauer. Islamischem Recht zufolge muss das Tier mit einem einzigen Schnitt getötet werden und dann vollständig ausbluten.

Der Zentralrat der Muslime und der Islamrat, zwei Dachverbände hier lebender Muslime, werden außerdem dem Ministerium eine Liste muslimischer Metzger übergeben, die am Opferfest schächten wollen. Es wird also neben Hausschlachtungen auch regionale Schächtzentren geben, wo Muslime ihre Tiere abgeben können. „Diese Metzger werden eidesstattliche Erklärungen zu ihrer Schächttechnik abgeben“, sagte Ayman Mazyek, Pressesprecher des Zentralrats der Muslime, der taz.

Damit sei kein Alleinvertretungsanspruch für alle Muslime in Deutschland verbunden, betonte Mazyek. „Wir bieten lediglich eine Serviceleistung an.“ Es sei den Verbänden bewusst, dass viele Muslime auch das Fleisch zuvor betäubter Tiere als islamisch statthaft akzeptierten. Islamrat und Zentralrat haben unterdessen einen gemeinsamen Ausschuss gebildet, der sich mit Fragen der Weiterbildung muslimischer Metzger und Zertifizierungsverfahren für geschächtetes Fleisch befassen wird.

In Zukunft würden noch weitere Treffen mit Vertretern der islamischen Community stattfinden, sagte Schwabenbauer der taz. Außerdem sei ein runder Tisch geplant, an dem auch Tierschützer teilnehmen sollen.

YASSIN MUSHARBASH

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