: Das Focke am Umbau-Tropf
■ „So kann man nicht planen“ – Der bisherige Stiftungsrat des Focke-Museums, Dietrich Zeyfang, über die Gründe seines Rücktritts
Der frühere Daimler-Betriebsleiter Dietrich Zeyfang hat in der vergangenen Woche aus Protest gegen die beabsichtigten Kürzungen der Mittel des Focke-Museums seinen Rücktritt erklärt.
taz: Warum haben sie Ihr Amt im Stiftungsrat niedergelegt?
Dietrich Zeyfang: Seit zwei Jahren gibt es diese gemeinnützige Stiftung Öffentlichen Rechts Focke-Museum, um die Geschicke des Museums aus der öffentlichen Hand quasi in freie Wirtschaft zurückzuführen. Natürlich sollte es weiterhin die Zuschüsse durch das Land geben. In dem Stiftungsrat sitzen der Kultur- und der Finanzsenator bzw. deren Vertreter, der Vorsitzende des Vereins der Freunde des Museums, das bin ich, und zwei weitere Mitglieder ...
Und warum haben Sie Ihr Amt niedergelegt?
Über die ganzen zwei Jahren hinweg hatten wir immer Probleme, für die Stiftung einen Wirtschaftsplan aufzustellen, weil die verbindlichen Zusagen zu den Zuschüssen durch die Stadt immer erst so spät kamen, dass der Wirtschaftsplan nicht rechtzeitig zu Beginn des Wirtschaftsjahres erstellt werden konnte.
Und da ist Ihnen als Kaufmann der Hut hochgegangen?
Erst jetzt, nachdem wir wieder diese Situation hatten. Im Dezember haben wir im Stiftungsrat auch vom Vertreter des Finanzsenators die Auskunft bekommen, es sei alles klar, das Budget des Jahres 2000 werde fortgeschrieben. Das beinhaltet, dass es keinerlei Erhöhungen gibt für Tarifsteigerungen und andere Kostenerhöhungen, damit hatten wir uns abfinden müssen. Und dann kam Anfang vergangener Woche die Staatsrätin und erklärte dem Museum, der institutionelle Zuschuss müsste um 184.000 Euro gekürzt werden, das sind 13 Prozent.
Aber es sollte einen Ausgleich geben.
Das ist das, was jetzt der Senator im Nebensatz sagt, es handele sich nur um eine Umschichtung aus einem Topf von einmaligen Projektmitteln. Wie man damit umgehen kann, ist vollkommen unklar. Das lief ohne Information an den Stiftungsrat. Das war für mich dann der Punkt. So kann ein Stiftungsrat nicht behandelt werden.
Der Kultursenator sagt, das sei doch gar nicht beschlossen worden.
Ob der Beschlussvorschlag des Kulturressorts zurückgezogen worden ist, weil jemand erkannt hat, dass es so nicht geht, oder weil ich zwei Tage vor der Sitzung meinen Rücktritt erklärt habe, das hat mir niemand gesagt. Das werde ich wohl auch nie erfahren. Wir hatten wegen der Grundfragen der langfristigen Finanzierung des Focke-Museums den Senator schon im Herbst in einem Brief um ein Gespräch gebeten. Ohne Antwort.
Sie bleiben Vorsitzender des Vereins der Freunde des Focke-Museums?
Ja. Natürlich.
Hat der Kultursenator Sie angerufen, nachdem er von dem Rücktritt erfahren hat?
Nein.
Interview: Klaus Wolschner
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